Es gibt eine Einstellung in Le Bonheur, der auf ewig unter der Titelverwandtschaft zu einem berühmteren Film von Agnès Varda leiden wird ((Ewige Suchmaschinenverwirrung ist Le Bonheur gewiss, auch weil er zeitnah zum im Englischen ebenfalls mit Happiness betitelten sowjetischen Film von Alexander Medwedkin erschien.)), welche seine widerborstige Seltsamkeit preisgibt. Da liegt ein anarchistischer Karikaturist auf dem Sofa eines Filmstars und schläft, vermutlich. Vermutlich, weil sein Kopf vom Bildausschnitt sauber abgetrennt wurde. Es besteht zugegebenermaßen kein Zweifel, dass er es ist, den die Diva beäugt. Lutcher ist die einzige Figur in Le Bonheur, die mit billigen Lederschuhen an den Füßen ungerührt auf dem Sofa eines Filmstars schlafen würde. Warum also wird der Kopf abgeschnitten, wenn nicht um der Spannung willen, warum ausgerechnet jener Kopf, dem in diesem Film durch Kamera und Beleuchtung penetranter gehuldigt wird als der Diva in seiner Handlung?
Regisseur Marcel L’Herbier wurde als Avantgardist des französischen Stummfilms berühmt, in einer Generation mit Jean Epstein und Abel Gance. Die Synthese von Avantgardismus und kommerziellem Kino fand sich in seiner aufwendigen Zola-Verfilmung L’Argent (1929). Der Tonfilm und dessen dazugehörige Produzenten minimierten L’Herbiers Experimentierfreude ((In Mists of Regret: Culture and Sensibility in Classic French Film beschreibt Dudley Andrew, wie Marcel L’Herbier in seinen Tonfilmen mit den potenziellen theatralischen Beschränkungen einer Adaption rang und diese schließlich zu überwinden glaubte.)), sie tilgten sie allerdings nicht aus den Filmen, zumindest nicht aus diesem Melodram. Ist der abgeschnittene Kopf also auf L’Herbiers formalen Wahnwitz zurückzuführen? ((David Thomson beschreibt Marcel L’Herbiers Anfänge in seinem Eintrag im New Biographical Dictionary of Film kurz angebunden als „aggressively expressionistic“. Danach habe L’Herbier „konventionellere“ Filme gemacht und seine Ambitionen in Institutionen der französischen Filmkultur geleitet, etwa als Präsident der Cinémathèque Française und als Gründer der Filmhochschule l’IDHEC. Ausführlicher widmet sich Jonathan Rosenbaum L’Herbier in einem Porträt und findet den formalen Einfallsreichtum auch in den Tonfilmen.)) Immerhin wird in Le Bonheur jede gewichtige Szene durch eine visuell schallende Überblendung vorbereitet. Nicht etwa langweilige Schiebeblenden, sondern ein Wingdings-Katalog der Formen steht im Schnitt zur Verfügung und jede einzelne findet Verwendung, vom Blitzschlag bis zu Gardinen, die die Schwedischen nachahmen, hinter denen sich unser Anarchist nach seiner Tat wiederfindet. Fast erwartet man einen rechten Haken von Adam West und ein POW! die Façon des französischen Unterhaltungsadels durchbrechen.
Wir müssen indes mit einem Anarchisten Vorlieb nehmen, der einen Filmstar anschießt; der sich in diesen Filmstar verliebt und sich auf ebendiesem Sofa ausbreitet. Es ist diese eine nüchterne, desinteressierte Einstellung. In einem Wust blitzender visueller Spielereien gelingt ausgerechnet diesem Bild die dauerhafte Irritation. ((Die offensichtlichste Erklärung habe ich natürlich auch in Erwägung gezogen. Dass nämlich hier auf einen Stand-in zurückgegriffen wurde, weil Darsteller Charles Boyer nicht zur Verfügung stand. Das würde den Grad der Irritation nur noch in die Höhe treiben: Ein Stand-in ausgerechnet für eine derart entbehrliche Einstellung, aber eine, die sich eben nur unauffällig in den Fluss der Montage einordnet, sofern man das Gesicht sieht. Wohl meine Lieblings-Erklärung für die Einstellung.)) Ein paar Schnitte später wird der vor wenigen Monaten angeschossene Filmstar seinen schlummernden Attentäter wecken und wir werden ihn mit Kopf erwachen sehen, als wäre nichts passiert.
1 Der Schuss
Von dem Glück singt die Diva Clara Stuart (Gaby Morlay) vor jenem liebesschmiedenden Schuss, der uns zu dem Sofa führen wird. Ihr Name besitzt etwas Königliches. Die schottische Maria ist nicht fern, überdies ist sie mit einem echt(en) verschuldeten Adeligen verheiratet. Lutcher, das klingt gewöhnlicher. Eine Stadt in Louisiana, benannt nach einem Sägewerk-Besitzer, 3.559 Einwohner. Phillipe Lutcher sieht Clara Stuart zum ersten Mal bei ihrer Ankunft in Paris. Er soll eine Karikatur von ihr zeichnen. Am Bahnhof kreischen die Fans. Charles Boyer, der Lutcher spielt, drehte den Film auf dem Sprung zwischen Frankreich und jenem Hollywood, aus dem die Diva im Film gerade zurückgekehrt ist. 1934 erschien Le Bonheur, im selben Jahr wie Fritz Langs einziger französischer Film Liliom und Erik Charells fantastischer Hollywood-Flop Caravan. Letzterer war Boyers zweiter misslungener Versuch, sich in den Staaten zu etablieren. Während er in Caravan unter Weinreben im Mondlicht Liebeslieder singt und sich wenig später zum kontinentalen Sehnsuchtsnacken des amerikanischen Woman’s Film mauserte, gab Boyer in den französischsprachigen Filmen der 30er nicht nur, aber auch mal Brutalos.
Im Versionenfilm Tumultes (1932) von Robert Siodmak schlägt er seine Geliebte und stößt ihren Lover aus dem Fenster in den Tod ((Das Original von Siodmak heißt Stürme der Leidenschaft (1932). Emil Jannings gibt darin die Boyer-Rolle.)). Sein tumber Jahrmarktschreier Liliom schlägt seine Frau ebenfalls, die glücklicherweise keinen Liebhaber hat (außerdem wohnen sie zu ebener Erde). Beide Geschichten schenken Boyers Helden eine Art Vergebung. In Tumultes darf er wehmütig zuschauen, wie seine Ex mit ihrem Neuen durchs Treppenhaus hinauf zu ihrer Wohnung geht. Jedes Fenster, in dem ihre Schemen auf dem Weg nach oben auftauchen, wird von Boyers Augen eingesaugt. Sie wohnen mindestens im fünften Stock. Es dauert eine Weile. Seine Reaktion sei verständlich, so die Lehre, aber dieses Mädel war sie nicht wert. Liliom wiederum darf aus dem Jenseits erfahren, dass seine zarte, kleine, geschundene Frau ihn trotz der Schläge lieb hatte. Es kommt einem göttlichen Freispruch gleich.
Phillipe Lutcher aus Le Bonheur ist nun ein durchaus bemittelter Intellektueller, allerdings drei Schritte vom Unabomber entfernt, was die selbstgewählte soziale Isolation angeht. Vom Holzverschlag der Arbeitervorstadt Arceuil zieht ihn der Scheinwerfer Clara Stuarts ins Zentrum von Paris, eine geladene Waffe in der Tasche, ein öffentlichkeitswirksamer Akt des Terrors im Kopf. (Der Begriff “terreur” fällt im späteren Prozess.) Zunächst aber wird man Zeuge von Lutchers intellektueller Brutalität. Auf dem Bahnsteig, bei Ankunft von Clara Stuart, stellt er seine Langeweile aus, wie andere ihre Millionen teuren Gemälde, während um ihn herum die Massen von Fans in Verzückung geraten. Später beim Konzert genügt die Pistole nicht. Lutcher ist der Typ, der ironisch in Jubel ausbricht, wenn passable Artisten auf der Bühne ein paar Verrenkungen vollführen, und der innerlich gähnt, wenn alle klatschen. Eigentlich genau das, was man sich unter einem anarchistischen Karikaturisten vorstellt.
Bis Clara Stuart “Le Bonheur” singt und sich das ausgestellte Desinteresse verwandelt. Die tiefste Wunde trägt an diesem Tag nicht die Diva davon. Lutchers intellektueller Kokon wird bei Anblick ihrer Darbietung von der verabscheuten Massenunterhaltung durchbohrt. Als er sein geplantes Attentat ausführt, draußen vor dem Theater, zittert seine Hand. Sie überlebt. Er wird festgenommen. So zumindest seine Version der Dinge. Vom Schuss sehen wir nur die ins Bild drängende Rauchwolke. Erst die panische Reaktion der Zuschauer verleiht dem Akt seine gewalttätige Größe. Terror in der Tat.
Aus diesem Schuss entfaltet sich in Le Bonheur eine sadomasochistische Liebesbeziehung zwischen Opfer und Täter, zwischen der Diva und dem Unbekannten, der selbst zum Star wird. Junge trifft Mädchen, Junge schießt auf Mädchen. Mädchen verliebt sich in Jungen und plädiert für seine Freilassung vor Gericht. Die alte Leier. Dieses Melodram basiert auf einem Stück des damals populären Henri Bernstein, das Boyer und Morlay auch auf der Bühne gespielt hatten. ((Henri Bernstein war Mentor und Manager von Charles Boyers Theaterkarriere im Frankreich der späten 20er. So spielte Boyer 1929 den Marcel in der Erstaufführung von Bernsteins Stück „Mélo“, das 1986 von Bernstein-Liebhaber Alain Resnais verfilmt wurde, für den Boyer wiederum in Stavisky (1974) seine letzte große Rolle spielte.)) Das Kino allerdings bildet seine natürliche Heimstatt, weil es ums Filmstar-Sein geht in der Story über einen Schuss, der eine Aura zu zerstören versucht. Erst im Film kann nämlich die Kugel als Querschläger ins Material selbst eindringen, es verformen. Zumindest wenn der Regisseur Marcel L’Herbier heißt.
2 Das Gesicht
Die Kugel verletzt, aber tötet den Filmstar Clara Stuart nicht. Sie penetriert Stuarts Kontrolle über ihr eigenes Image, ihre Story. Das scheint das wahrhaft Verstörende und Betörende an der Tat: In ihren von offiziellen und inoffiziellen Managern und Filmverträgen verbarrikadierten Lebenskreis dringt diese winzige Kugel einfach so ein. Nun gilt es, die Kontrolle zurückzugewinnen. Erst in der Gegenüberstellung. Dort erwartet sie einen abstoßenden Grobian, sozusagen Tumultes-Boyer, weil seine Hässlichkeit selbstverständlich erklären würde, warum er ihre Schönheit zu zerstören sucht. Sie findet einen Boyer auf dem Weg zum Weltstar. “Boyers desinteressierter Schmollmund [wird] mit einer fotografischen Ehrfurcht [fetischisiert], die einer Garbo würdig wäre”, hieß es anlässlich einer Boyer-Retro über die Inszenierung von L’Herbier und Kameramann Harry Stradling Sr. Der Blickkontakt wird hinausgezögert, ein visueller Trommelwirbel bebt durch den Schnitt, bevor Lutcher endlich das Gesicht hebt. Sein Anblick trifft Stuart wie eine zweite Kugel. Die Großaufnahme gehört ihm. Und sie auch.
Ausgerechnet dieser Kopf wird also aus dem Bild getilgt! Boyer musste nicht erst durch die Amerikaner als romantischer Hauptdarsteller entdeckt werden. Bei L’Herbier sorgen seine Großaufnahmen längst für das melodramatische Spektakel, das den Zuschauerblicken zur Schau gestellt wird. Zwei Jahre später, in seinem größten französischen Erfolg der Zwischenkriegszeit, variierte Boyer den sonderbaren Typus des virulent gelangweilten Außenseiters, der seine Zuneigung mit einem qualmenden Pistolenlauf ausdrückt.
Diesmal auf Seiten des Adels, findet er sich in Mayerling (1936) von Anatole Litvak einmal mehr in einer verhängnisvollen Begegnung im Theater wieder. Zum Einsiedler Lutcher gesellt sich der liberale Kronprinz Rudolf, der aus den Fesseln seines reaktionären Vaters und seiner monarchischen Rolle ausbricht, in dem er sich in eine junge Dame niederen Adels verliebt und mit ihr den Freitod wählt. Vielleicht lässt sich die Verehrung der Kamera für ihren Hauptdarsteller am besten so zusammenfassen: Charles Boyer schießt im Verlauf des Films einer blutjungen Danielle Darrieux in den Kopf. An Rudolfs Verewigung als romantischer Held ändert das natürlich nichts, im Gegenteil. Das Rinnsal auf ihrer Schläfe besiegelt den Schritt.
Mehr noch als die Gewalt haben Boyers französische Helden seinen amerikanischen Liebhabern die Langeweile voraus. Sein kontinentaler Playboy in Love Affair (1939), der nach eigenen Worten nie einen Tag gearbeitet hat, muss seine Liebe beweisen, in dem er sich als Maler hocharbeitet. Wäre sein Verführer aus Gaslight (1944) wiederum kein Psychopath, könnte man fast Respekt ob der mühsamen nächtlichen Suchaktionen im Gerümpel seines ersten Opfers empfinden. Die Geschäftigkeit muss man ihm lassen.
Der essenzielle Boyer-Moment in den französischen Filmen ist denn auch ein resignierter. Ein nonchalantes Zucken geht durch die Schultern, verbunden mit leicht erhobenen Armen und geöffneten Händen, die fatalistisch entgegennehmen, was da kommen möge. In den amerikanischen Filmen meint man es auch ab und an zu erkennen, aber nie so deutlich wie in Le Bonheur oder der ultimativen Charles-Boyer-Szene aus Frankreich. Da steht er in Liliom vor der offenen Tresortür, die geradewegs ins Fegefeuer führt. Die Flammen lodern ihm entgegen und was macht Liliom? Ein Schulterzucken, dann geht er hinein.
3 Die Performance
Im Prozess wiederholt sich das Schauspiel von Clara Stuart und Phillipe Lutcher in mehrfacher Hinsicht. Dreimal ist Lutcher in Le Bonheur Zuschauer einer Performance von Stuart. Zum ersten Mal im Theater, als er sie singen sieht, zum letzten Mal beim Dreh eines Films namens “Le Bonheur”, in dem sie, die einen Star spielt, von einem Mann angeschossen wird. Mittendrin der Prozess. Wiederum versucht Clara Stuart die Kontrolle über ihr Narrativ zurückzugewinnnen, tischt dem Richter eine Version der Geschichte auf, in der Lutcher sie als enttäuschter Fan zu erschießen versuchte, bevor auch dieses Kartenhaus in sich zusammenfällt. Schließlich bettelt sie vor Gericht um Gnade für ihren Täter, mit erhobenen Armen. Fast erwartet man ein Lied von ihr.
Der Sturm der Gefühle dieser öffentlichen Darbietung wird zum Sturm der Bilder, die sich überlagern, sich gegenseitig verschlingen. Davor und danach werden die verspielt wirkenden Übergänge in Le Bonheur, die Explosionen und Gardinen, mit der Kälte eines Zirkels vermessen. Nach außen wirken sie beliebig, innen vernähen sie die Bilder mit geometrischer Sauberkeit. Auf diesem dramaturgischen Scheitelpunkt von Le Bonheur allerdings obsiegt die Unordnung. Es sind vielleicht die einzigen Sekunden des Films, in dem keiner der beiden sich ins aktiv Performante flüchtet. Alles scheint wahr, was sich “abspielt”. Aus Clara Stuart brodelt nach gebrochenem Widerstand die Begierde heraus (“Gebt ihn mir”, fleht sie die Justiz an und wäre der restliche Film nicht so wahnsinnig, wäre das seine wahnsinnigste Minute) und Phillipe Lutcher hält nach herablassenden Monologen über seine Motive und ihren vorgeführten “Sketch” einfach mal die Klappe, ist überrumpelter, verzauberter Zuschauer.
4 Der Film
In Le Bonheur wird ein buntes Meta-Spiel mit dem Film-im-Film getrieben, den Clara Stuart nach dem Prozess dreht. Auf der Klappe ist einmal “Stradling” zu lesen, Name des echten Kameramanns. Szenen, die wir so ähnlich schon in der Filmrealität gesehen haben, werden innerhalb dieser nochmal überhöht und nachgedreht. Auch Claras Figur wird angeschossen, allerdings hochdramatisch auf dem Bahnhof – viel filmischer! – und nicht in der Limousine. Der Täter, Film-im-Film-Lutcher, trägt nun das Gesicht jenes Grobians, den Clara erwartet hatte.
Sodann fängt die Kamera einen Filmstreifen ein, durch den sich ein langer Strich zieht. Ein Fehler, der das Material unbrauchbar macht, im weiteren Sinne aber Visualisierung der wiederholten Perforation, die L’Herbier und sein Schnittmeister Jacques Manuel durch ihre visuellen Tricks auf ihr Filmmaterial einprägen. Körper werden von den gewitzten Überblendungen zerschnitten, Gesichter von ihrem Zentrum heraus ausgehöhlt, bevor der nächste Frame lesbar wird. Eine distinkte Lust an der Zerstörung der Bilder und ihrer Bewohner schwingt in Le Bonheur mit, die auffälliger wird, je offener die sadomasochistische Dynamik der beiden Hauptfiguren sich zeigt.
Lutcher wird nach ein paar Monaten aus dem Gefängnis entlassen, sein Opfer wartet draußen in Freiheit auf ihn und wenig später beobachtet sie ihn auf dem Sofa. Er greift ihr kurz nach der Einstellung mit dem abgeschnittenen Kopf in einer Liebesbekundung an die Gurgel, sich vergessend oder sich erinnernd, das bleibt zweitrangig. So wie der Schnitt die Star-Gesichter von Gaby Morlay und Charles Boyer in eine konstante Bedrängnis der Zersetzung bringt, steht bei Lutcher die Erwartung der Vollendung seiner Tat in Aussicht. Gerade in den Liebesbekundungen. Erst recht aber, nachdem er das Schauspiel auf dem Film-Bahnhof sieht, ihre dritte Performance. Im Kampf um das eigene Narrativ und Image fährt sie die großen Geschütze auf. Einen Film, mit ihm als schurkisch gecasteter Nebenfigur.
So mag der abgeschnittene Kopf ein Kollateralschaden der allgemeinen Bildzersetzung sein, die in Le Bonheur betrieben wird. Die Kugel ist schon unterwegs, bevor Lutcher abdrückt. Für einen Film, der sich in den Prozess des Filmemachens mehr fräst als denkt, eigentlich ein folgerichtiger Instinkt. Derart huldigt die Kamera in Le Bonheur insbesondere dem von einem auratischen Lichtschein hervorgehobenen Boyer-Kopf, dass jederzeit ein Vergeltungsschlag der Montage zu erwarten ist. Eine sonderbar lustvolle Dynamik der Selbstgeißelung. Würde Phillipe Lutcher nicht gehen, sich ins Kino flüchten, statt die Diva von Angesicht zu Angesicht anzuhimmeln, wäre die Zerstörung gewiss – der Diva und mit ihr vermutlich auch des Films. Stattdessen darf Le Bonheur im Frieden auf einer Großaufnahme enden. Sie gehört Charles Boyer.
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* Le Bonheur wurde im Labor der Cineteca Bologna restauriert und von Pathé auf Blu-ray und DVD veröffentlicht, glücklicherweise mit englischen Untertiteln.
* In Drei Übergänge in History Is Made at Night von Frank Borzage habe ich über einige amerikanische Filme von Charles Boyer und die Formierung seines Images als Continental Lover in den 1930ern geschrieben.
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