Auch ich lasse mich gern beschenken, soviel steht fest. Und wenn mir die potenziell sehenswerten Filme im Kino ausgehen oder mir meine schon recht beachtliche DVD-Sammlung zu langweilig wird, kann ich – die Weihnachtsferien machen’s möglich – immer noch auf die schon leicht angestaubten Video-Aufnahmen von Filmen aus meinem ehemaligen Kinderzimmer oder das Festtags-Fernsehprogramm zurückgreifen. Den Anfang macht jedoch das Kino mit…
Kurzer Prozess – Righteous Kill (USA 2008)
Al Pacino und Robert De Niro – Seite an Seite. Darauf musste man als Cineast lange warten. In “Der Pate 2” (1974) spielten sie nebeneinander, aber nicht miteinander, in “Heat” (1995) standen sie auf verschiedenen Seiten des Gesetzes und hatten nur wenige gemeinsame Szenen. In Kurzer Prozess – Righteous Kill ist es nun soweit, dass beide als zwielichtige Detectives einen Serienkiller jagen, der an freigesprochenen Straftätern Selbstjustiz übt und neben ihnen ein Gedicht hinterlässt.
Der konventionelle Plot ist den beiden Altstars nicht würdig, die unentschlossene, behäbige Inszenierung zwischen zynischem Thriller und blutigem Charakterdrama noch weniger. Actionsequenzen oder echte Klasse: Fehlanzeige. Das logisch schlüssige Finale (inklusive überraschende Wendung) entschädigt dann zwar für einige Unzulänglichkeiten, kann aber den Film leider auch nicht retten. Eingehender habe ich mich dazu auf MovieMaze geäußert.
Dornröschen (DDR 1971)
Auch der kompromisslose Liebhaber einer kleinen Auswahl von Chuck Norris-Filmen lässt sich hin und wieder dazu hinreißen, sich eine Märchenverfilmung im Fernsehen anzusehen. Dabei ist Dornröschen jedoch keine konventionelle Adaption der Geschichte der Gebrüder Grimm.
Deutliche sozialistische Untertöne sind zu erkennen, wenn beispielsweise die zur Geburtsfeier der Prinzessin nicht eingeladene 13. Fee aufgrund ihrer unnützen Tugend des Fleißes (zumindest in Augen des Königs) ausgeladen wird und später durch das Einsammeln aller Spindeln die Wohlfahrt des Landes stark abnimmt. Die notwendige Arbeit des Kollektivs und die klassenlose Gesellschaft werden zudem durch das Ende propagiert, als die vom finanziell wenig betuchten, aber idealistischen Prinzen wiedererweckte Prinzessin dem Volk wieder das Weben beibringt und der blass geschminkte Adel inklusive der König verjagt wird. Ganz nette und aufgrund von Musik und Ausstattung mit nostalgischem Charme gesegnete, aber etwas zu bieder erzählte Märchenvariante für Ideologiekritiker.
The Fountain (USA 2005)
Die vorherigen zwei Male fand ich ihn brillant, nun irgendwie etwas zu verwirrend erzählt. Der überwältigende Bildersturm, die opulenten Sets und die pulsierende Musik von Clint Mansell passen jedoch zu der auf drei Zeitebenen erzählten Liebesgeschichte wie die Faust aufs Auge und warten mit einigen Momenten auf, die Gänsehaut hervorrufen.
Man merkt, dass “Requiem for a Dream”-Regiseur Darren Aronofsky mit The Fountain eine visionäre Vorstellung hatte. Man merkt aber auch, dass ihm für deren Verwirklichung der Geldhahn etwas zugedreht wurde: Aus 75 Mio. Dollar Budget im Jahre 2002 blieben zum Drehstart 2004 plötzlich nur noch 35 Mio. Dollar übrig. Dies macht sich insbesondere beim Finale bemerkbar, das irgendwie abgehackt und wenig rund wirkt. Ansonsten aber ein überwältigendes Fest für die Sinne!
Quiero Ser – Gestohlene Träume (MEX/D 1999)
2001 nahm der damals 28-Jährige Filmstudent Florian Gallenberger in Los Angeles den Oscar für den Besten Kurzfilm entgegen – und das völlig zu Recht. Quiero Ser – Gestohlene Träume ist ein brillanter Film, der das Thema Kinderarmut in Mexiko unprätentiös und nicht verklärend, dafür aber umso authentischer und mit einer simplen, aber stark vorgetragenen Botschaft aufgreift.
Zwei arme Brüder sparen auf ein eigenes Gewerbe, doch als der ältere von beiden Geld aus der gemeinsamen Kasse nimmt, um ein Mädchen auszuführen, kommt es zum Bruch. Jahre später treffen sie sich wieder: Aus dem Einen ist ein wohlhabender Geschäftsmann geworden, der Andere verdient weiter seinen Lebensunterhalt als Bettler. Der „amerikanische Traum” in Mexiko, eingefangen in Bildern, die vor Einblicken in soziale Realität und den Alltag Mexikos nur so strotzen. Weiteres hier.
Die Nacht der Vogelscheuche (USA 1981)
… aka „Die Rache des Gelynchten”
… aka „Nacht für Nacht”
… aka „Scarecrow – Ein Toter schlägt zurück”
… ist ein in Sachen subtilen Spannungsaufbau durchaus vorbildlicher amerikanischer TV-Horrorfilm, in dem ein zu Unrecht beschuldigter geistig Degenerierter mit dem passenden Namen Bubba von vier zwielichtigen Gestalten gelyncht wird und sich dann als Vogelscheuche (in deren „Verkleidung” hat er sich versteckt, während er erschossen wurde) an seinen freigesprochenen Peinigern rächt. Hin und wieder müssen einige Längen ausgehalten und ein paar dialoglastige Passagen nachgesehen werden, doch ansonsten ist Die Nacht der Vogelscheuche (der deutsche Kabel 1-TV-Titel) ein solider und knackiger, wenn auch eher einfach gestrickter Horrorthriller geworden.
Die Musik ist simpel, aber äußerst wirkungsvoll und furchterregend eingesetzt, die Leistungen der eher unbekannten TV-Schauspieler gehen auch in Ordnung. Für Fans des eher unblutigen, aber spannungsgeladenen 80er-Jahre-Horrorfilms durchaus ein Geheimtipp.