Diese Woche war ebenso furchtbar wie das wechselhafte Wetter. Nur (Magister-)Arbeit, soweit das Auge reicht und das Schlimmste dabei: Kein Lichtblick am Ende des 100-Seiten-Horizonts. Wie passend also, dass diese düstere Gemütslage auch die Filme bestimmte, die diese Woche dazu dienten, mich davon abzulenken.
The Last House on the Left (USA 2009)
Noch furchteinflößender als die Tatsache, dass die Kapitalisten vom Cinestar einmal mehr die Preise angezogen haben, so dass man auch am Kinotag mindestens 4,50 Euro oder noch mehr löhnen muss, wenn man denn “weiter oben” als in den vordersten vier Reihen sitzen will, ist dieses Remake des gleichnamigen Underground-Horrorklassikers von Wes Craven.
Ein Gangstertrio nimmt zwei knackige Mädels, die der Weichei-Sohn des Obermackers zum Kiffen eingeladen hat, als Geiseln und fährt mit ihnen in den Wald, um „Spaß zu haben“. Eine stirbt, die Andere kann schwer verletzt fliehen. Da das Auto der marodierenden bösen Buben kaputt ist, suchen sie für die Nacht ganz friedlich Unterschlupf bei einer nebenan wohnenden Familie, nicht ahnend, dass die zu dem flüchtigen Mädel gehört und Mami und Papi rachsüchtig sind. Die Handlung hat bei 109 Filmminuten einige Längen und die Charaktere sind den Genre-Konventionen entsprechend schlicht gezeichnet, aber spannend ist das ganze zum Teil arg sadistische Treiben immerhin. Wobei das infantil-krösige Mikrowellen-Entfremdungs-Finale extrem unnötig wirkt.
Silent Hill – Willkommen in der Hölle (CDN/F/J 2006)
Regisseur Christophe Gans (“Crying Freeman”) und Autor Roger Avary (“Die Regeln des Spiels”) verstehen eigentlich ihr Handwerk. Umso erstaunlicher, dass bei „Silent Hill“ grundsätzliche Regeln des Filmemachens missachtet werden: Es gibt keine Exposition, der Zuschauer wird gleich in das Geschehen um eine Mutter (Radha Mitchell), die ihr schlafwandelndes Psycho-Kind sucht, geworfen.
Alle Charaktere des Films – inklusive der komplett verschenkte Sean Bean als Vater – sind uns mangels jeglicher Charakterzeichnung scheißegal. Die meisten mysteriösen Geschehnisse um sich verändernde Räume bleiben unerklärt – dafür muss man wohl das Spiel gezockt haben. Logik gibt’s auch nicht, wenn Mutti vor der Polizei davondüst (warum eigentlich?) oder auf der Suche nach ihrer verschwundenen Tochter im Geisterstädtchen Silent Hill ständig dahin rennt, wo es am dunkelsten ist und die meisten Geister und sonstige böse Gestalten rumhängen. Und von dem blödsinnigen Ende, das keines ist, möchte ich gar nicht erst anfangen. Abseits der durchaus gelungenen, gruseligen Horror-Atmosphäre ein ziemlich geistloser Spuk-und-Mystery-Kack.
Der Untergang (D/I/A 2004)
Oder: Bernd Eichinger produziert mal wieder eine ausladende Geschichtsstunde. Zweieinhalb Stunden Zeit nahm sich Regisseur Oliver Hirschbiegel, um komplex die letzten Tage des Dritten Reichs zu inszenieren. Als Fixpunkt diente dabei Hitlers Sekretärin Traudl Junge (dargestellt von Alexandra Maria Lara), auf deren Erinnerungen „Der Untergang“ teilweise basiert. Doch das Vorhaben scheitert an den sehr vielen eingeführten historischen Figuren und deren Schicksalen, die man zeigen wollte, die aber in diffus nebeneinander stehenden Szenen einer homogenen Narration eher im Wege stehen.
Hitler wird von Bruno Ganz als Mensch gezeichnet, der zwischen Größenwahn und Verbitterung zusehends durch seinen Realitätsverlust im Glauben an den Endsieg auffällt und die vielen dunklen Bilder im Führerbunker erzeugen in Verbindung mit den nahezu ausgelassenen Freudenorgien in der Reichskanzlei und einigen brutalen Kriegsszenen ein groteskes Tableau des Schreckens. Dies ist als originell zu bezeichnen und bleibt ebenso wie Traudl Junges rahmende Ausführungen im Gedächtnis haften, der ambitionierte, aber anstrengende Rest jedoch nicht.