Dearest Darlings, ich bin kein großer Fan von Weihnachtsfilmen. Ich mag, wenn auch nicht übermäßig, die naive Unwirklichkeit von “Little Lord Fauntleroy”… den von 1980 mit Alec Guinness. Das wäre es auch schon, wäre da nicht die BBC und das Gespann Richard Curtis/Rowan Atkinson. Einst habe ich Bernie und der Weihnachtsgeist (so der illustre deutsche Titel) zufällig im WDR gesehen und seitdem kam er nur ein einziges Mal im deutschen Fernsehen. Bei dem alljährlichen Einerlei schon unerhört, dass dieser Charmebolzen von einem Film so versteckt wird.
Erzählt wird, wie der Titel schon nahelegt, die Geschichte vom Zusammentreffen des Dschinns Josephus mit dem Kunsthändler Bernard Bottle. Zu Beginn sehen wir, wie Josephus von einem orientalen Zauberer, der auf Grund eines tragischen Unfalls etwas außer sich ist, zum Leben eines Flaschengeistes verflucht wird. 2000 Jahre später hat Bernard seinen großen Tag: er hat Kunstschätze im Wert von 50 Mio. Pfund ausfindig gemacht. Doch statt der erwarteten Beförderung bekommt er die fristlose Kündigung. Gleich darauf verlässt ihn seine Freundin, die schon länger eine Affäre mit seinem besten Freund hat. Natürlich hat sie auch gleich die gemeinsame Wohnung leer geräumt. Als er schließlich an einer alten Öllampe reibt, explodiert diese und er landet im Krankenhaus. Man muss nicht extra erwähnen, dass Weihnachten ist. Zurück zu Hause trifft er auf Josephus und es kommt wie es kommen muss: beide lösen ihre Probleme. Bernard und Josephus lernen wieder die Lust am Leben und bereiten fast allen ein schönes Weihnachtsfest.
Die Grundgeschichte hört sich kitschig und idiotisch an… ist sie auch. Doch was dieser Film hat und was vielen Weihnachtsfilmen fehlt, ist Charme und Witz. Es gibt eine Szene, als Bernard Kindern ihre Wünsche erfüllen lässt. Die Kinder kommen mit Ponys und anderen Wertsachen ins Bild, nur bei einem ist nicht klar, was er sich gewünscht hat, bis plötzlich seine kleine Schwester explodiert. Der Wunsch wird zwar rückgängig gemacht, doch genau das ist es, was diesen Film ausmacht. Er feiert zwar die Freude am Leben, aber nicht mit der erzwungenen Erkenntnis, dass das Leben schön ist und die Menschen gut. Richard Curtis nimmt mit einer guten Prise schwarzen/britischen Humors die kleinen und großen Schwächen der Menschen auf den Arm, ohne dabei irgendjemanden etwas über das Leben beweisen zu wollen. Zuweilen wird er dabei auch albern, aber nicht so, dass man sich schämt, sondern eben mit Charme.
Die beiden Hauptdarsteller liefern dabei eine großartige Leistung ab. Alan Cumming gibt den sympathischen Verlierer, den man einfach gern haben muss, und Lenny Henry als weltfremder, extrovertierter Dschinn ist so überzogen, dass es ungeheuerlichen Spaß macht, ihm zuzusehen. Zudem gibt es exzentrische Nebenfiguren und Dekors, die dem Film seine Sympathie verleihen. Das Herzstück, das “Bernard & the Genie” aber wirklich sehenswert macht, ist niemand geringerer als Rowan Atkinson. Als Bernards Arbeitgeber Charles Pinkworth stellt er selbst seine Darstellung von Blackadder in den Schatten. Grenzenlos arrogant und mit der Krönung des snobistischen Sprachgebrauchs, die im Englischen möglich ist, ausgestattet, ist er der Geldaristokrat you love to hate. Was diesen grundsoliden und charmanten Film zu einem wirklich sehenswerten macht, sind Sätze wie: „I sack ye! I want you and your philanthropic little arse out of this building pronto.”, aus dem Mund eines Schauspielers, der Impertinenz ein neues Gesicht gibt.