Pfingsten ermöglichte es mir, mich bei Horrorfilmen fürs Heimkino auf den neuesten Stand zu bringen. Viel verpasst hätte ich bei den folgenden Genrevertretern allerdings nicht.
Die Meute (F/B 2010)
Dass Froschfresser potenziell glaubwürdige Degenerierte abgeben, war wahrscheinlich die Ausgangsidee dieses französisches Backwood-Slashers, welcher nur allzu sehr bei den US-Vorbildern abkupfert. Eine junge Frau auf der Flucht (wovor eigentlich?), die ganz im Mitchum-Stil „Hate“ auf ihre Fingerknöchel tätowiert hat, gerät an einen „Hitcher“ im sympathischen Schafspelz, der sie in das Gasthaus „La Spack“ lockt. Dort angekommen wird sie von der groben Besitzerin überwältigt und fertig gemacht, um merkwürdige Gruben-Zombies mit ihrem Blut und ihrem Körper zu „verpflegen“. Hirnrissige Elemente wie eine Biker-Gang mit schwulen Neigungen, die Alles und Jeden arschvergewaltigen will, besagte an „The Descent“ erinnernde Grubenviecher (woher kommen die eigentlich genau?) und ein deppertes, pointenloses Ende zeugen von einem kruden Mix aus gewolltem, subversiven Sarkasmus und abgeschmackter Dummdreistigkeit. „Die Meute“ stellt im ansonsten ansehbaren Kanon der „Neuen französischen Horrorwelle“ mit konsequenten Überkonstruiertheiten und Spannungslosigkeit den Bodensatz dar.
Ab 16. Juni im Handel!
Hatchet (USA 2006)
„Jason“-Stuntman Kane Hodder unterm Gummikostüm des Killers und „Candyman“ Tony Todd als kostümierter, ironisierender Angstprediger! Ultrabrutale Morde, bei denen die abgerissenen Gliedmaßen so vom Himmel regnen, wie sonst nur die obligatorischen Blutfontänen! Und: Titten – nicht wenige! „Hatchet“ klingt bis hierhin ziemlich lustig, verspielt jedoch sein durchaus vorhandenes Potenzial bei der nur allzu bekannten Storyline um die mörderische Rache eines missgebildeten Kindes. Zu viel Leerlauf (selten so eine langweilige Sumpfkreuzfahrt gesehen!) und ein suboptimaler Spannungsaufbau sorgen neben den pubertären Sticheleien der Flachcharaktere für Langeweile. Das Budget war sichtlich schmal, aber deswegen auf sämtliche Logik zu verzichten und überdeutlich bei „Freitag der 13.” abzukupfern, war die falsche Entscheidung. Zudem das Prädikat „Kult“ dort hauptsächlich durch eine Fanbase zustandekam, die etliche Fortsetzungen ermöglichte. Tumber Slasher mit wenigen gekrösebedingten Euphorieerlebnissen.
The Descent 2 – Die Jagd geht weiter (GB 2009)
Nein, das Ende von Teil 1 war doch kein Traum: Sarah (Shauna Macdonald) ist die Flucht vor den Höhlenmutanten gelungen, aber sie kann sich nicht mehr an die Geschehnisse erinnern. Ein Rettungsteam mit ihr als Führerin begibt sich durch eine alte Mine wieder hinein in das Höhlensystem und macht alsbald auch Bekanntschaft mit den unerwartet blutdürstigen Gesellen in den Tiefen der Erde. Die klaustrophobische Enge und die menschliche Urangst vor der Dunkelheit des ersten Teils werden nur selten spürbar, wenn das Team größtenteils durch riesige Gänge mit gedimmtem Licht stapft. Als hätten die Macher das gewusst, steht hier stattdessen das spannende und blutrünstige Mutantenschlachten im Vordergrund. Neben zahlreichen anderen Bezügen zum ersten Film (die Videokamera und auch die Leichen werden gefunden) wurde auch der Score weitgehend übernommen, der hin und wieder immerhin etwas Beklommenheit auslöst. Nichts desto trotz ist das Regiedebüt vom britischen Cutter Jon Harris (immerhin oscarnominiert für „127 Hours“) ein unnötiges Sequel mit ärgerlichem Cliffhanger für Teil 3.