Es folgt eine Ansammlung egozentrischer Gedanken mit Nostalgie geschnürrt. In erster Linie wird es um den Verfasser gehen und wie er Filme sah und nicht um Filme selbst. Soll niemand sagen, er sei nicht gewarnt worden.
Der gläserne Pantoffel läuft relativ häufig im deutschen Fernsehen. Bis gerade eben wusste ich nicht, wie der Film heißt. Bis ungefähr 2006, als ich noch einen Fernseher hatte und zufällig reinschaltete, war mir nicht bewusst, dass er existierte. Als ich ihn also vor 6 Jahren plötzlich vor mir sah, wurde mir binnen Sekunden ganz anders, dabei saßen Estelle Winwood und Leslie Charon einfach nur im Grün an einem See. Selbst jetzt, wenn ich nur Screenshots sehe, fühle ich Beklemmungen. Meine Gedärme ziehen sich zusammen. Dumpfes Pochen. Es ist schwer zu erklären, ich habe jedenfalls fast schon Panik, beim Gedanken diese sicherlich nette Aschenputtelvariation zu sehen. Unverarbeitete Berge hängen an diesem Film, den ich in meiner Kindheit schon einmal gesehen hatte. Aber nicht nur das, in der folgenden Nacht hatte ich davon geträumt – in einen Traum, den ich nie vergessen habe. Der an diesem See begann, mit dem Prinzen, Ella (der Aschenputtel hier) und der Fee Estelle Winwood, der aber dann ganz andere Bahnen nahm. Ganz andere.
The childs fragile eggshell mind (Jim Morrison)
Wenn ich an meine Kindheit zurück denke, dann habe ich viele lebhafte Erinnerungen. Die Lebhaftesten hängen zumeist mit Filmen zusammen. Der Schrecken nach Tod auf dem Nil und Die Einsteiger, als ich im Bett lag und mich zu Tode fürchtete, vor meinen Mitmenschen bzw. Vampiren. Ein vernebelter Fluss, der einen Wikingerfilm eröffnet und den ich nie sehen sollte, weil ich ins Bett musste. Die regelmäßigen Besuche bei einem Freund, den ich immer wieder nötigte, Mad Mission 2 oder American Fighter 2 zu gucken, weil ich keine Videoaufnahme davon hatte. Seinen zunehmenden Unwillen. Der Zauber der ersten Videoaufnahme, die über den Fernseher flimmerte – einen brutalen Lorenzo Lamas-Film mit recht freizügigen Szenen (ich glaube, es war Kickboxer U.S.A., den mein Vater auf meinen Wunsch extra aufnahm, ich war wohl 10). Die Eskalation, als mein Vater mir ein Kabel vom Videorekorder in mein Zimmer legte und ich unabhängig war. Die unfassbare Menschenmenge bei Asterix bei den Briten, weshalb ich erst nach der römischen Invasion in der ersten Reihe landete. Der gescheiterte Versuch, sich in Stirb langsam – Jetzt erst recht zu schmuggeln. Wie ich krank alleine zu Hause saß und mir die ganzen Karate Tiger-Filme am Stück anschaute und Suppe trank. Wie ich mit 15 das erste Mal Sylvester mit Freunden feierte und vorschlug, diesen japanischen Porno zu gucken, den ich entwendet hatte. Wie immer mehr den Raum verließen und nur einer mit mir bis zum Ende durchhielt, weil es Im Reich der Sinne war und spätestens mit der Kastration in Großaufnahme für alle anderen der Spaß vorbei war. Feivel der Mauswanderer im Wilden Westen in Endlosschleife. Weinen bei E.T. im Kino. Wie ich tausend Mal mit meiner Mutter Dirty Dancing guckte … gezwungenermaßen natürlich. Und und und. Die Magie, das Staunen, die lächerlichen Versuche wie der Highlander oder Mister Miyagi zu sein. Unendlich viele solcher Erinnerungen habe ich, aber keine kann auch nur im Entferntesten einfangen, wie ich Kino und Film liebte und heute noch liebe. Nur Der gläserne Pantoffel kann es … und ein anderer für mich namensloser Film.
Als Kind kämpft wohl jeder mit der Realität und versucht sie zu verstehen. Das klappt mal mehr, mal weniger gut. Filmen können einem dabei helfen, weil sie erklären wie Menschen und vor allem wir selbst funktionieren, was in ihnen/uns vorgeht, was sie sich/wir uns wünschen. Sie können die Welt aufregender machen, als sie ist, sie können vor der Tristesse retten oder zeigen, dass sie gar nicht so trist ist. Sie können aber auch einfach nur den Verstand aushaken, jedes Verständnis von sich und der Welt zerstören und einen einfach nur ratlos zurücklassen. Nur sie konnten mir den süße Schrecken bereiten, wenn das, was ich gesehen hatte, wie eine schrecklich hohe Klippe war, vor der ich stand, die rational nicht fassbar war, die mich in Terror hinterließ und die in mir den nicht nachvollziehbaren Wunsch weckten, mich hinein zu stürzen. Das war vielleicht das, was ich am wenigsten verstand. Ich weiß nicht, wie alt ich war, meine Märchentapete hing noch über meinem Bett, vielleicht war ich 8 und ich träumte von Der gläserne Pantoffel, nur dass der Traum in einem riesigen Keller im Schloss endete. Es war wie eine gewaltige Bibliothek mit vielen bis zu 6 Meter großen hölzernen Regalen. In ihnen waren keine Bücher. Es waren parallel auf Schienen befindliche Holzwände, die herausgezogen werden konnten und an ihnen waren nackte Frauen angebracht. Ich wusste nicht wieso, ich verstand es einfach nicht, aber aus irgendeinem Grund konnte ich aus ihnen auswählen. Und ich war interessiert daran, aus ihnen auszuwählen. Sehr interessiert. Aber warum? Die Dunkelheit im Keller, die Steinmauern, das Grauen sich selbst nicht mehr zu verstehen, was doch so einfach sein sollte. Die Welt fiel in einen dunklen Abgrund. Dieses Gefühl kommt schon bei den Stills wieder. Der süße, schöne Schrecken.
Zu der Zeit bin ich samstags auch immer um 6 Uhr frühs aufgestanden und habe mir Zeichentrickserien angeguckt. Manchmal bin ich auch früher aufgewacht und musste mich durch das langweilige Erwachsenenprogramm kämpfen, bis der Spaß anfing. Es war zumindest immer aufregend, weil mein Vater manchmal am Samstag auf Arbeit musste und um die Zeit vor meinem Fenster stand und auf seinen Kollegen wartete. Ich weiß noch, wie er einmal „Licht aus!“ hereinrief. Es war also so schon gefährlich als Kind sich in die Nacht herauszutrauen und gegen jede Regeln vor um sechs den Fernseher anzuschalten. Vielleicht hat diese Atmosphäre des Verbotenen dazu beigetragen, dass wieder so ein Moment wie bei Der gläserne Pantoffel mich packen sollte. Es kam ein Kostümfilm, der wohl so um die Zeit des Absolutismus bis zur Französischen Revolution spielte. Es ging um Cassanova, denke ich und ein Bild von Alain Delon, was ich neulich sah, hat den Verdacht in mir geweckt, dass er ihn spielte. Jedenfalls gab es diesen Moment, wo er eine Frau mit nacktem Oberkörper gegen eine hängende Schweinehälfte presste. Er hinter ihr, das Schwein vor ihr. Sie hatten keinen Sex, soweit ich das nachvollziehen kann. Es war nur dieses Bild, so simpel und natürlich dargeboten, welches mich in den Abgrund stieß. Es ergab keinen Sinn, ließ die Welt um mich verschwinden, war schön und unfassbar erschreckend, weil es mich packte, mich in seinen Klauen hatte, ohne dass ich gewußt hätte warum.
Ich liebe Filme, weil sie das können. Noch immer. Vielleicht nicht so stark wie damals, die Abgeklärtheit und die Verkommenheit greifen im zunehmenden Alter um sich. Aber wenn ich denke, dass mich nichts mehr schocken kann, dann kommen Filme wie Herbstromanze oder Lisztomania und wieder fühlt sich mein Verstand, wie ein zerschlagenes Ei an. Neue Perspektiven öffnen sich immer wieder.
Now the shit is explained […] let me take a trip down memory lane (Nas)
Das hört sich vielleicht pervers und verkommen an. Ist es aber nicht … denke ich. Ich pflege ja noch die Hoffnung ziemlich normal zu sein. Von der Genese ist mein Filmgeschmack wenn auch nicht übermäßig typisch, so doch alltäglich. Der Anfang ist natürlich nicht mehr auszumachen, welche die Filme waren, die im Fernsehen gekommen sein müssen, während ich unansprechbar (O-Ton meiner Eltern) davor hockte. Die erste große Liebe war Asterix und schnell folgte darauf ein riesiges Faible für Epik – Sandalen, Piraten, Wikinger, Zorro, Musketiere und natürlich Ritter. Je edler und tragischer, je besser. Über allem thronte Charlton Heston als El Cid, den besten aller Menschen, der dafür von seinem Umfeld bestraft wird. Wie er wollte ich sein. Er war alles, was diese Filme für mich ausmachten.
Lex Barker als Tarzan hat sich mir emotional aber viel tiefer eingebrannt, weil er im Gegensatz zum Cid, viel atavistischere Schichten von mir ansprach. In den Bildern, die bis heute durch meinen Kopf, durch meinen Körper spuken, kämpft er ständig mit dem Tod. Immer wieder scheint er tot. Sein lebloser nackter Körper in irgendwelchen Armen hängend, sein Leben für etwas Besseres gebend, mit dem Leben belohnt. Die Sinnlichkeit seines Körpers dabei genauso wichtig, wie seine Opferbereitschaft. Kein Gramm Rationalität diese Bilder begleitend. Da konnte nur Steve Reeves (König der Seeräuber, Romulus und Remus) mithalten … oder Winnetou … an den Marterpfahl gebunden.
Je näher ein zweistelliges Alter kam, desto wichtiger wurde dann weniger astrale Helden. Vor allem kamen Bud Spencer und Terence Hill (und die ständig wiederkommende herzliche Freude meines Vaters, der sich bei Vier Fäuste für ein Halleluja bis heute an der Vorstellung verschreckter amerikanischer Edelwesternfans erfreut). Mit ihnen verschwand die Epik zusehends und eine entspanntere Sicht zum Leben öffnete sich. Kurz nach der Wende hatte ich relativ schnell eine anschauliche Playmobilsammlung und es gab immer diesen einen Cowboy, der auf einer Liege von seinem Pferd gezogen wurde. Ähnlich meines geliebten Huck Finn, der sich auf einem Floß durchs Leben tragen ließ, war dieses Bild immer das Paradies. Ohne Pläne durchs Leben zu ziehen und gucken, was kommt. Diese Figuren der laxen Tagediebe kamen mir sehr entgegen.
1992 machte ich mit meinen Eltern Urlaub in der Nähe von Barcelona. In einer mit Touristen überströmten Nacht entdeckte ich einen Laden mit Schwertern, vor allem japanische. In meinem Kopf war nur noch weißes Rauschen und der Wunsch eines zu besitzen. Ich hatte die Martial Arts entdeckt und zog mir alles rein, wo jemand mitspielte, der einem anderen ins Gesicht treten konnte … vor allem wenn ein Ninja mitspielte. Mein Vater gab mir zudem wertvolle Tipps für alte Hongkong-Filme (zum Beispiel Die Herberge am Drachentor von King Hu). Jackie Chan war ein gern gesehener Gast in meinem Zimmer, aber Michael Dudikoff und Chuck Norris war natürlich die Größten. Bis mir die ab 1995 gekaufte TV Spielfilm langsam offenbarte, dass einige der Filme militärverherrlichend waren. Der am Horizont aufziehende jugendliche Hippie fand das gar nicht cool. In Spanien kauften mir meine Eltern übrigens nur eine Spiderman-Figur. Deshalb habe ich jetzt wahrscheinlich noch beide Ohren.
Langsam flaute mein Liebe zu Filmen in der Mitte der Teens ab. Ich interessierte mich zunehmend für Musik und Bücher. Mit Schwarzenegger und Willis, so sehr ich ihre Filme liebte, kam die Zeit, in der Film immer mehr zu einer guten Unterhaltung wurde, einem netten Zeitvertreib.
Erst 1998, als ich Dead Man im Ersten aufnahm und sah, weil Neil Young die Musik gemacht hatte, änderte sich das wieder. Es war der langweiligste Film, den ich je gesehen hatte. Diesen Film durchzustehen war für meine damaliges Ich eine riesige Leistung … nur erreicht, weil ich wiedereinmal nichts verstand, weil wieder die Sicherheit im Film zerbrach. Die Zeit war reif, auch mal mit einem Film zu kämpfen. Und es war wunderbar. Ein ganz neuer, völlig unbekannter Kontinent abseits des Pro7-Abendprogramms lag plötzlich zu meinen Füßen und jeder Schritt ins Landesinnere ließ ihn immer unermeßlicher werden. Ich fing an, die TV Spielfilm alle zwei Wochen zu durchforsten und mir Listen zu machen, mit allen kommenden Terminen der potentiellen Bomben. Ich entdeckte komplett unbekannte, ungewürdigte Wahnsinnige, Träumer, Meister. Godard, Antonioni, Tarkowskij, Abel Ferrara, alle schaute ich, weil sie interessant klangen, weil es ungerecht war, dass sie niemand zu kennen schien und ihre seltsamen Meisterwerke nur in der Nacht liefen. Sowohl Die Chinesin, Blow-Up oder Bad Lieutnant nahm ich auf, schaute sie und überspielte sie gleich wieder, weil sie interessant waren, aber ich mir sicher war, dass ich sie nicht nochmal schauen würde. Ich war 18, dumm und bereute es schon wenige Tage später.
Ich kaufte mir Bücher und las darin, dass diese Filmemacher mitnichten unbekannt waren, dass es Film auch außerhalb des Fernsehens gab. Umberto Lenzi und Mario Bava tauchten am Horizont auf, verschwanden aber wieder. Ich arbeitete mich zunehmend am Fernsehen ab. Vor allem weil diese Filme leichter zu sehen waren. Für Peter Jacksons Meet the Feebles oder diversen Schlingensief-VHS‘ zahlte ich damals 60 DM. Preise, die ich mir nur alle zwei Monate leisten konnte. Alles was über das Fernsehen hinausging, konnte ich mir nicht leisten und im Fernsehen entdeckte ich genügend Unfassbarkeiten … zumindest eine zeitlang.
Auch die Liebe zum Kino packte mich, wie noch nie. Im Schillerhof, einem kleinen, etwas abgelegenen Kino in Jena, dass ich durch eine Jim Jarmusch-Retro entdeckte, war ich Dauergast. Die Frage zwischen 2001 und 2006 war nie ob, sondern wann ich mit meinen Freunden im Kino saß. Mindestens einmal in der Woche kam etwas Interessantes und ich war selten enttäuscht. Retros, Artsy Fartsy, Genre, Aktuelles auch mal in OmU, Pink, die Grenzen waren offen. Doch auch das änderte sich, dass Programm vertrübte sich und ich wurde immer abgeklärter. Immer seltener ging ich, immer öfter allein. Heute ist der Schillerhof nur noch ein Schatten seiner selbst (und das Jenaer Kinopublikum hat auch nichts besseres verdient … aber das ist eine andere Geschichte). Erst als mir meine Freunde 2008 an meinem Geburtstag sagten: “Pack deine Sachen, wir spendieren dir ein Wochenende Berlinale. In zwei Stunden fährst du los.”, wurde das Kino bei allen Macken der Berlinale wieder ein Ort des Zaubers … etwas.
Das Internet brachte dann die Rettung vor dem nahenden Erstickungstod. Ich war an einem Punkt, wo ich die unbekannten Filme im Fernsehen nicht mehr ertrug. Lisandro Alonsos Los Muertos war das Ende. Was im Fernsehen als Kunst lief, war steril, langweilig und vor allem eintönig und damit noch schlimmer, als die ständig selben „Filmklassiker“, die ich großenteils kannte. Erst die Möglichkeit Filme zu laden brachte wieder Lust neue Filme zu sehen. Und dann lernte ich Lutz kennen und mit ihm Jenny und durch sie bekam ich wieder Lust am Spaß im Kino, den Zauber des Actionfilms brachte sie wieder. Ich wurde eingeladen hier zu schreiben und das Ende des edlen Geschmacks, der mich fast zehn Jahre in den Klauen hatte, war gekommen.
Aber das sind alles nur arge Verkürzungen, welche die langsamen Übergänge gar nicht einfangen können, es sei denn ich würde das auf Größen aufblasen, die niemand lesen möchte. Außerdem kann ich es eh nicht mehr wirklich nachvollziehen. Alles, was aus einem Kopf kommt, ist Fiktion.
Schreiben kann also auch eine Art Filmschauen sein. (Sano Cestnik)
Seit zwei Jahren veröffentliche ich hier Texte. Vorher habe ich seltenst welche geschrieben. Ich habe auch äußerst selten überhaupt über Filme geredet. Alles was ich zu sagen hatte schien mir so nichtssagend, so unangemessen. Vielleicht habe ich durch das Schreiben begonnen, Filme aus anderen Perspektiven zu sehen (neben dem schlechten Einfluss von Christoph, der mir diesen Kommentar verzeihen möge). Jedenfalls habe ich das Gefühl, dass sich viel getan hat. Ich schaue Filme, von denen ich nie gedacht hätte, dass sie mir gefallen könnten, und ich genieße Filme, die ich vorher öde fand. Vor allem schreibe ich über sie und plötzlich sehe ich sie mit anderen Augen. Wer schreibt, legt sich fest … oder besser, die Wörter legen einen fest. Die schwammigen, labyrinthischen, durchdrehenden Möglichkeiten im Kopf können nicht beibehalten werden. Ich jedenfalls habe beim Schreiben dauernd diese aha-Effekte, wenn ich plötzlich verstehe, warum ich einen Film mag oder nicht mag, oder das ein Film gar nicht so ist, wie ich dachte … weil es plötzlich schwarz auf weiß vor mir steht. Es kann einem neue Perspektiven liefern. Aber durch das Schreiben werden auch die jugendlichen, springenden Möglichkeiten in dement brabbelnde, verknöcherte Greise eines Textes, welche die Dinge profan machen können. Es kann auf jeden Fall so einflussreich sein, wie über Filme zu lesen und über sie zu reden … oder sie einfach zu schauen.
Warum diese lange Einleitung jetzt hier steht? Weil es hier demnächst eine Top 100 geben soll. Meine Top 100 und es ist bei solchen Listen wichtig zu wissen, wer sie macht. Ich weiß, dass ich seit der 7. Klasse Listen mache, wahrscheinlich schon länger. Alles wurde festgelegt. Top Ten meiner Lieblingsbands, Alben, Bücher, Filme und so weiter. Es gab mir eine Möglichkeit mir und anderen zu zeigen, wer ich bin. Dabei haben Listen diesen wahnwitzigen Aspekt, dass so eine Liste zeigen solle, wie toll man ist, was aber nur unter der Voraussetzung funktioniert, dass alle einen Geschmack teilen. Ein Projekt zum Scheitern. Es ist die Freude all diese Qualität zu nehmen, mit ihr zu jonglieren und mich festzulegen. Gleichzeitig ist es eine Qual, weil jede Menge Qualität ausgeschlossen werden muss und geliebte Filme auf unfassbar schlechten Plätzen landen. Ein Freund wollte mal eine Top Ten von mir, weil ich dauernd sagte, dass der und der Film zu meinen zehn liebsten gehörte. Am Ende war es eine Top 50.
Es ist fast schon ein Fetisch bei dem ich aus all den Filmen, die mich sprachlos zurücklassen, eine flüchtige Essenz auspresse. In dem ich aus der Wolke der Begeisterung das Skelett meines Geschmacks herausschabe. Eine Liste ist immer in Bewegung und wahrscheinlich kurz nach dem Posting, werde ich mich nur noch bedingt damit identifizieren können, aber für einen kurzen Moment, einen sehr kurzen Moment stand etwas fest. Was beruhigend sein kann und einen Punkt liefert, von dem losgesprungen werden kann. Wie ein Stein im Fluss inklusive aha-Effekten.
Mit einer Liste irgendeine Realität einzufangen, ist natürlich unmöglich. Manche Filme werden mit jeder Sichtung besser, mache immer weniger faszinierend. Manche fahren Achterbahn. Wirklich fair wäre nur, wenn ich alle Filme gleich oft und als letztes gesehen hätte, unter den selben Bedingungen. Aber so ist es einfach mit der Wissenschaft, wer sich die Hände an der Realität schmutzig macht, wird nie Objektivität erreichen. Die kommende Liste wird nicht fair sein und auch auf niemanden ein Licht werfen, als auf mich zur Zeit der Entstehung. Sie ist im Grunde auch nur für mich. Was nicht heißt, dass sie niemanden interessieren könnte. Hoffe ich.
Im Booklet von … And Justice for All schreiben Metallica, dass sie auf eine Dankesliste verzichten, weil die eh niemand liest. Ich lese Listen. Je subjektiver, je besser. Ein Grund, warum ich die Sight & Sound-Listen so langweilig finde, ist, denke ich, dass die Beteiligten versuchen, objektiv die wichtigsten Filme der Filmgeschichte zu bestimmen. Citizen Kane ist sicherlich ein super Film, aber ich bezweifele, dass er dermaßen persönlichen Einfluss auf die Teilnehmenden hatte. Er wird genannt, weil er eben Citizen Kane ist und das ist nicht wenig. Aber meine Güte, es ist eben auch nur Citizen Kane. Aber vielleicht entgeht mir da einfach etwas. Mir, meinem Leben und meinem Filmverständnis sagt er nur bedingt etwas.
And now the end is near (Paul Anka)
3200-3500 Filme habe ich bisher gesehen. Viel zu wenig. Wer einen ungefähren Einblick haben möchte, erhält hier in meiner imdb-watch-list Auskunft. Sie kann nach diversen Aspekten geordnet werden, außer nach den sinnvollsten, nach Veröffentlichung oder Produktion. Da ich sie auch erst letztes Jahr nachgeholt habe, sind riesige Lücken drin. Es fehlen einige Filme, weil ich nicht weiß, wie sie heißen (da ist zum Beispiel dieser asiatische Film, wo eine Schülerin eine sado-masochistische Beziehung mit ihrem Lehrer anfängt, den ich im Schillerhof sah, und wo das Mädchen auf dem Schulklo ihrer Freundin stolz die blauen Striemen auf ihrem Arsch zeigt), und andere, weil ich sie vergessen habe. Viele, unendlich viele Filme fehlen mir noch und ich werde nicht ruhen, bis ich sie alle gesehen habe … oder das Interesse verliere. Von dem, was ich bisher sah, ist das demnächst Folgende objektiv das Beste :D
Appendix I
DIE Lieblingsfilme, eine Entwicklung in chronologischer Abfolge (ohne Gewähr):
– König der Seeräuber [Morgan il pirata] ( I/F 1960)
– Die rechte und die linke Hand des Teufels [Lo chiamavano Trinità…] (I 1970)
– Mad Mission II [Zuijia paidang daxian shentong] (HK 1983)
– American Fighter II – Der Auftrag [American Ninja 2: The Confrontation] (USA 1987)
– Die Feuerwalze [Firewalker] (USA 1986)
– Missing in Action II – Die Rückkehr [Missing in Action II: The Beginning] (USA 1985)
– Stirb langsam – Jetzt erst recht [Die Hard: With a Vengeance] (USA 1995)
– The Untouchables [Die Unbestechlichen] (USA 1987)
– (Interregnum)
– The Addiction (USA 1995)
– Stalker (UdSSR 1979)
– L’eclisse (I 1962)
Appendix II
Acht Szenen, die mich verfolgen, die ich immer wieder ansehe, die mir fast alles bedeuten.
Die rechte und die linke Hand des Teufels und ein Pferd und eine Liege
[youtube]http://www.youtube.com/watch?v=BrDR13Qpt5o[/youtube]
Bei Leben und sterben lassen wird jemand beerdigt. Nur wer?
[youtube]https://www.youtube.com/watch?v=-ZPZWZDlkaY[/youtube]
James Woods peitscht in Videodrome
[youtube]https://www.youtube.com/watch?v=P0XwWXgISXI[/youtube]
Glenda Jackson tanzt fiebrig mit ein paar Büffeln in Liebende Frauen.
[youtube]https://www.youtube.com/watch?v=fYCQok8xVbo[/youtube]
Die roten Schuhe tanzen mit Moira Shearer weit über das Fieber hinaus.
[youtube]http://www.youtube.com/watch?v=xmC1bGPq7Js[/youtube]
Vor dem Crash wird ein Auto gekauft
[youtube]http://www.youtube.com/watch?v=F_I-LCbNE60[/youtube]
Ein tristes Frühstück voll Wahnwitz und Herbstromanzen.
[youtube]http://www.youtube.com/watch?v=SiNxOijYMQc[/youtube]
Pierrot le fou prätentioniert im Schilf
[youtube]http://www.youtube.com/watch?v=UpyGhcu_n_4[/youtube]
Top 100
jetzt, ohne weitere Vorrede, geht es los
100. Cliffhanger [Cliffhanger – Nur die starken Überleben] (USA 1993)
…