Anna Karenina choreographiert von Joe Wright

Joe Wrights Filme gleichen im besten Falle 90-minütigen Tänzen, egal ob seine Kamera ihre Pirouetten nun durch das England der Regency, über den Strand von Dünkirchen oder in die Unterführung am ICC dreht. Da wundert es nicht, dass der eher in die Vertikale tendierende, jedoch in seinem Wesen statische Solist sich wie ein Fremdkörper in der Filmografie anfühlt. Nun also Tolstoi. Der erste Trailer für Anna Karenina zeigt dem großen Gatsby der Marke Luhrman jedenfalls, wo die Harke in Sachen Literaturverfilmung hängt. Wright scheint hier nun in jeder Hinsicht frei zu drehen und ich freu mich drauf. Am 25. Oktober startet Anna Karenina in den deutschen Kinos.

Kontrapunkt: Wir waren Helden

Entweder, man beweist sich im Krieg oder im alltäglichen Leben, indem man Mitmenschen hilft. Die Frage ist nur, ob es etwas bringt.

Spezialeinheit Werwolf (RU/UKR 2009)

In dieser mutmaßlich fürs russische TV produzierten Kriegsfiktion plant eine kleine Spezialeinheit im Zweiten Weltkrieg, Adolf Hitler im Führerhauptquartier „Werwolf“ in der Ukraine zu ermorden. Doch nicht nur wegen eines Verräters in den eigenen Reihen gleicht das Unterfangen einem Himmelfahrtskommando. Aufwendig choreografierte Actionsequenzen, ein Effektespektakel oder charismatische Hauptfiguren sucht man in dieser zuweilen dialoglastigen DVD-Premiere vergebens. Dafür überzeugt der Film weitgehend mit solider Handarbeit und einem ganz ordentlichen Spannungsbogen. Zumindest, bis das Finale mysteriöserweise mittendrin abgebrochen wird und eine trauernde Frau Blümchen niederlegt. Zumindest ich fühlte mich dann doch etwas irritiert, weswegen der Film in meiner persönlichen Wertung knapp unter den Durchschnitt absackt.

Agenten sterben einsam (GB/USA 1968)

Eine kleine Truppe britischer Soldaten unter Führung von Major Smith (Richard Burton) soll zusammen mit dem GI Lt. Schaffer (Clint Eastwood) einen vermeintlichen General aus den Klauen der Nazis befreien. Doch das Schloss Adler wird sehr gut bewacht und auch hier scheint nicht jeder auf der Seite zu sein, wo man ihn zunächst wähnt. Die beinahe minutiöse Inszenierung – das ist der Grund, weswegen der Film eine satte Länge von 2,5 Stunden aufweist – hätte man etwas straffen können, doch abgesehen davon garantiert der spannende, actionreiche und wendungsreiche Agententhriller mit am Ende inflationär gebrauchter Pyrotechnik solide Unterhaltung. Da sieht man auch gerne nach, dass die zahlreichen Rückprojektionsaufnahmen als häufig verwendeter Effekt mittlerweile stark in die Jahre gekommen sind.

Kick-Ass (USA/GB 2010)

Die Geschichte über einen Loser, der über Nacht buchstäblich zum Superhelden mutiert, ist seit „Spider-Man“ nicht neu. Die Überlegung, dass Menschen ohne echte Superkräfte den Kampf gegen Verbrechen antreten seit „Watchmen“ auch nicht. Und dennoch ist „Kick-Ass“ originell: so comicnerdig-notgeil wie Protagonist Dave Lizevski (Aaron Johnson) im Alltag war Peter Parker, so talentunfähig beim Kämpfen war Spider-Man dann doch nicht. Dazu gesellen sich hyperbrutale Kämpfe, die mit all ihrem Blut und ihrer Überzeichnung ihre Comicwurzeln nicht verbergen. Das Filmbild wird zum Panel, die Vergangenheit von Damon Macready (Nicolas Cage) erstarrt in einer Rückblende zum dreidimensionalen Comicstrip. Beide, Dave sowie Damon und dessen Tochter jagen unter den Namen „Kick-Ass“ bzw. „Big Daddy“ und „Hit Girl“ die Schergen des größten Mafiosi der Stadt (finster: Mark Strong), dem es jedoch durch einen fiesen Trick gelingt, sie in seine Gewalt zu bringen. Das klingt ziemlich ernst und ist es auch, lässt aber auch witzige Zwischentöne und zahlreiche Anspielungen auf das Verhältnis Film und Comic zu, wo die Referenz an „Sin City“ nur die offensichtlichste ist.