#237 – Oppenheimer von Christopher Nolan

Wir machen das Barbenheimer-Double-Feature auch im Podcast komplett. Nach Greta Gerwigs Barbie ist diese Woche Christopher Nolans Oppenheimer an der Reihe.  Zu diskutieren gibt es Vieles: Vergleiche zu Ron Howard und Oliver Stone werden ebenso eingebracht, wie die Fragen, ob es einen objektiven Blickwinkel im Film gibt und welche Wirkung der Farbwechsel entwickelt. Viel Spaß!

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#122 – Tenet von Christopher Nolan

Zum ersten Mal seit März sprechen wir im Wollmilchcast über einen regulären Kinostart. Nach mehreren Coronavirus-bedingten Verschiebungen startete Tenet doch noch in den deutschen Kinos.  Warum der Film nach der großen Leinwand schreit und doch unter den Erwartungen leiden könnte, diskutieren wir in der neuen Ausgabe des Podcasts. Viel Spaß!

Timecodes:

  • Tenet (2019) von Christopher Nolan (Spoiler!)
    • Warum der Film komplex und simpel ist; wie sich Nolan vorwärts und zurück bewegt. Wie viel Mensch steckt in den Figuren? Nolans Frauen-Problem und Elizabeth Debickis Figur; wie Kameramann Hoyte van Hoytema Nolan bereichert; das Logistik-Kino und die Inszenierung der Action; Komponist Ludwig Göransson

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Wollmilchcast #120 – Inception von Christopher Nolan

Bevor sein neuer Film Tenet in den Kinos startet, blicken wir im Podcast zurück auf Christopher Nolans Inception. Das Sci-Fi-Spektakel mit Leonardo DiCaprio zählt zu den am meisten diskutierten Filmen der letzten Jahre, ob nun wegen seines Umgang mit der Traumlogik, den Fan-Reaktionen auf Kritiker oder den Memes. Wie hat sich unsere Haltung zehn Jahre nach dem Kinostart verändert?

Shownotes:

  • Inception (2010) von Christopher Nolan (Spoiler!)
    • Nolan und die Emotion; Logik vs. Traum; was gibt das Traum-Spektakel wirklich her? Vermächtnis: Zimmers Dröhnen und Nolans Geheimnisse

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Kino der Expositionen – The Dark Knight Rises (USA/GB 2012)

The Dark Knight Rises PosterFür manche dürfte es eine Befreiung sein, viele aber sehen mit dem Kinostart von The Dark Knight Rises das Ende einer Ära kommen, die die Betrachtung von Blockbustern und Comicverfilmungen verändert hat. In Ansätzen seit 2005 (Batman Begins), mit großen Schritten seit 2008 (The Dark Knight), hat der Batman-Reboot sich vom Stigma der sinnentleerten Wiederholung ebenso freigemacht, wie von den nerdigen Exzentritäten, die dem Genre normalerweise die Anerkennung der Kritiker verwehren. Der Siegeszug des verkleideten Vigilanten im Mainstream dürfte mit “The Dark Knight Rises” seinen Höhepunkt feiern, insbesondere wenn im Winter die Oscar-Saison ins Rollen kommt. Nach den Entscheidungen der vergangenen Jahre (The Artist, The King’s Speech, The Hurt Locker, Slumdog Millionaire) wäre es vielleicht haarsträubend, nicht aber verwunderlich, dass die Academy eine große Abschiedsfeier für die Warner-Trilogie bereithält. Dann würde viel goldenes Konfetti die gegenseitigen Schulterklopfer umspielen, ob der Einsicht, dass Hollywood noch zu großem Qualitätskino fähig ist. Einmal unabhängig von dem Reflex, sich bei dieser Vorstellung einen quicklebendigen Francois Truffaut herbei zu wünschen, ist es wohl unbestreitbar, dass die jüngeren Batman- und andere Filme des Regisseurs die Vorstellung von anspruchsvollem Blockbusterkino in den letzten Jahren mehr geprägt haben und prägen werden als jedes Konkurrenzprodukt. Da kann der Dunkle Ritter noch so stümperhaft durch sein nur scheinbar ambitioniertes Drehbuch torkeln. Das tut er in The Dark Knight Rises nämlich, als hätte er beim Anblick des Einspielergebnisses von “Inception” Augenlicht und Hirntätigkeit eingebüßt.

Nun also das große Finale. Ganz Gotham steht auf dem Spiel, weil ein affektiert daherredender Bodybuilder die Stadt durch eine Weapon of Mass Destruction in Schach hält und Bruce Wayne/Batman in den letzten Jahren sein Fitness-Training hat schleifen lassen. Als Pfeffer in der hyperrealistischen Suppe fungieren die Verweise auf #OccupyWallStreet, eine Bewegung, die hier auf wundersame Weise mit der französischen Revolution, der Pariser Commune und dem Stalinismus der 30er Jahre verschmilzt. Bedauerlicherweise fehlt der Mut, diese belustigende politische Synthese bis zum Ende durchzuziehen. Das, was gewiefte Kritiker als Subtext bezeichnen, bleibt nichtsdestotrotz der einzige Reiz dieser Comic-Verfilmung, die in Überlänge versucht, ihre Herkunft zu verleugnen. Entschlackt von den halbgaren, zeitgeschichtlichen Parallelen sticht ein Wort-für-Wort verfilmtes Drehbuch hervor, das seinen Zuschauern nichts zutraut und jeden Sachverhalt in meist dreifacher Ausführung aus dem teils verdeckten Mund teils talentierter Darsteller flutschen lässt.

Nun also das große Finale. Das Prestige der neuen Batman-Reihe steht zu keinem Zeitpunkt auf dem Spiel. Dafür wurden in den letzten Jahren zu viele weniger erfolgreiche Superheldenfilme gedreht, die augenfälliger hinter ihren Möglichkeiten zurückbleiben. “The Dark Knight Rises” ist trotzdem eine der schlechtesten unter den Comic-Verfilmungen der letzten Jahre. Das Spektakel, wenn man die schwerfälligen Boxkämpfe so nennen will, wird mit der spätestens seit “Inception” erwartbaren Konfusion und dem fehlenden Gespür für die Wahrnehmung des Zuschauers inszeniert. Überhaupt: der Zuschauer, das unbekannte Wesen. Das scheint der Leitspruch dieses Werks, das dem Beobachter alles erleichtern will und ihn mit erdrückender Langeweile alles schwerer macht. 164 Minuten lang wird das Offensichtliche geheiligt. Dabei scheint sich jede Sekunde zu fein, um mit voller Inbrunst für ihren Glauben einzustehen. Ein Star-Ensemble, aus dem einzig Anne Hathaways Catwoman heraussticht (wenn sie nicht Catwoman ist), kaschiert die handwerklichen Mängel, unfreiwillig komischen Metaphern und klimaktischen Zusammenbrüche in Sachen Figurenpsychologie, während das Donnergewölk von einem Score eine epische Bedeutsamkeit vorgaukelt. Für eben diese findet The Dark Knight Rises jedoch keine visuelle Ausdrucksform, was in diesem Ausmaß selbst “The Dark Knight” nicht anzulasten war.

Vermögen die inszenatorischen Mängel der Blockbuster Selling Points nach “The Dark Knight” und “Inception” nicht mehr zu überraschen, versetzt die radikale Abkehr von der visuellen Geschichtenerzählung, die im Abschluss der neuen – sicher bald alten – Batman-Trilogie vollzogen wird, in beträchtliches Erstaunen. Der unaufhaltsame Absturz des Dunklen Ritters mag, pessimistisch betrachtet, als stellvertretend für ein Blockbuster-Kino gelten, dem jegliches Vertrauen in seine Konsumenten ausgetrieben wurde. Enervierend an The Dark Knight Rises ist, das er sich, anders als die üblichen Sündenböcke sommerlichen Eskapismus, hinter einer aufgeblasenen Seriosität versteckt.


Einen Überblick der Kritiken zu “The Dark Knight Rises” gibt es bei Film-Zeit.de.

Videoessay: Jim Emerson seziert The Dark Knight

Als nützliche Ergänzung zu jenem Post über den Niedergang des Actionkinos gibt es hier einen neuen Videoessay von Jim Emerson, der für PressPlay eine Actionsequenz aus The Dark Knight auseinander genommen hat. Man könnte anführen, dass Emerson etwas zu genau vorgeht und unnötig kleinlich ist, aber ich finde den Clip schon allein deswegen sehr reizvoll, weil er detailliert aufzeigt, wie die Action aufgebaut ist, welche Regeln aus dem Handbuch der Filmemacherei gebrochen werden und wie sie funktioniert bzw. nicht funktioniert. Das Zitat von Scorsese erscheint in diesem Kontext jedoch wie ein Schuss in den eigenen Fuß. Sehenswert ist das Video aber allemal.

Bei Emersons empfehlenswertem Blog Scanners ist die Diskussion derweil im vollen Gange. Dort hat sich Jim Emerson in den vergangenen Jahren immer wieder über die Filme von Christopher Nolan geäußert. Zusammengefasst hat er seine Meinung vor einer Weile bei msn.

Der vorliegende Videoessay ist übrigens nur der erste Teil einer geplanten Reihe namens “In the Cut”, die bei PressPlay in regelmäßigen Abständen gepostet werden soll.