Wollmilchcast #63 – The Mule von Clint Eastwood

Clint Eastwood in The Mule

Clint Eastwood erzählt in seinem neuen Film The Mule die teilweise wahre Geschichte eines Droggenschmugglers im Rentneralter. Wie der von Eastwood gespielte sich zwischen Kartellen und DEA durchwuselt und ein Vermögen macht, diskutieren wir im Podcast. Die auffällige Entrüstung über “die Jugend von heute” kommt ebenso zur Sprache wie die ungewöhnlich zerbrechliche Eastwood-Figur in diesem Film. Außerdem Thema: Die einmalige Erfahrung einer Erstsichtung von Joel Schumachers Batman & Robin und das großartige Melodram The Cobweb von Vincente Minnelli, in dem Charles Boyer und Lillian Gish mit der Jugend von heute über die Vorhänge einer Heilanstalt zanken.

Shownotes:

  • 00:01:06 – The Mule von Clint Eastwood (Spoiler!)
  • 00:45:13 – Batman & Robin von Joel Schumacher (1997)
  • 00:58:27 – The Cobweb von Vincente Minnelli (1955)
  • 01:07:57 – Verabschiedung
  • Den Wollmilchcast gibt es seit Kurzem auch bei Spotify!
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Wollmilchcast #40 – The 15:17 to Paris – Baahubali 1&2 – Last Flag Flying

The 15:17 to Paris - Rom

Heimlich hat sich ein neuer Film von Clint Eastwood in die deutschen Kinos gestohlen. Nach Sully nimmt sich Eastwood in The 15:17 to Paris erneut realen Helden des Alltags vor, diesmal drei Amerikanern, die 2015 einen bewaffneten Terroristen in einem Zug zwischen Amsterdam und Paris überwältigten. Wie die Arbeit mit den realen Zeugen als Hauptdarstellern sich auf den Film auswirkt und warum der neue Eastwood in seiner ganzen Seltsamkeit eure Aufmerksamkeit verdient, erklären Matthias von Das Filmfeuilleton und ich  im Podcast. Oder versuchen es. Matthias stellt außerdem Last Flag Flying vor, den neuen Film von Richard Linklater, eine Art Sequel von Hal Ashbys Das letzte Kommando, über den ich vor ein paar Jahren mal bei der OFDb geschrieben habe. Nach Makkhi – Die Race der Fliege im letzten Podcast erwartet euch außerdem eine Lobhudelei auf das mutmaßliche Magnum Opus von S.S. Rajamouli: Baahubali 1 und 2.
 Shownotes:

  • 00:01:22 – The 15:17 to Paris von Clint Eastwood
  • 00:44:36 – Baahubali 1 und 2 von S.S. Rajamouli
  • 00:56:25 – Last Flag Flying von Richard Linklater
  • 01:08:58 – Verabschiedung
  • Anmerkung: Baahubali 1 gibt es in Deutschland ungekürzt auf DVD und Blu-ray zu kaufen.

Hört euch die Wollmilchcast-Folge an:
Bei Audiomack oder hier im Blog:

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Der Wollmilchcast bei Twitter: @Beeeblebrox + @gafferlein.
Der Wollmilchcast als Feed und bei iTunes.
 

Intro und Outro: Kai Engel – Slum Canto (aus dem Album Sustains)
Nutzung im Rahmen der CC BY 4.0-Lizenz. (Homepage des Künstlers)
Copyright Titelbild: Warner Bros.

Kontrapunkt: Wir waren Helden

Entweder, man beweist sich im Krieg oder im alltäglichen Leben, indem man Mitmenschen hilft. Die Frage ist nur, ob es etwas bringt.

Spezialeinheit Werwolf (RU/UKR 2009)

In dieser mutmaßlich fürs russische TV produzierten Kriegsfiktion plant eine kleine Spezialeinheit im Zweiten Weltkrieg, Adolf Hitler im Führerhauptquartier „Werwolf“ in der Ukraine zu ermorden. Doch nicht nur wegen eines Verräters in den eigenen Reihen gleicht das Unterfangen einem Himmelfahrtskommando. Aufwendig choreografierte Actionsequenzen, ein Effektespektakel oder charismatische Hauptfiguren sucht man in dieser zuweilen dialoglastigen DVD-Premiere vergebens. Dafür überzeugt der Film weitgehend mit solider Handarbeit und einem ganz ordentlichen Spannungsbogen. Zumindest, bis das Finale mysteriöserweise mittendrin abgebrochen wird und eine trauernde Frau Blümchen niederlegt. Zumindest ich fühlte mich dann doch etwas irritiert, weswegen der Film in meiner persönlichen Wertung knapp unter den Durchschnitt absackt.

Agenten sterben einsam (GB/USA 1968)

Eine kleine Truppe britischer Soldaten unter Führung von Major Smith (Richard Burton) soll zusammen mit dem GI Lt. Schaffer (Clint Eastwood) einen vermeintlichen General aus den Klauen der Nazis befreien. Doch das Schloss Adler wird sehr gut bewacht und auch hier scheint nicht jeder auf der Seite zu sein, wo man ihn zunächst wähnt. Die beinahe minutiöse Inszenierung – das ist der Grund, weswegen der Film eine satte Länge von 2,5 Stunden aufweist – hätte man etwas straffen können, doch abgesehen davon garantiert der spannende, actionreiche und wendungsreiche Agententhriller mit am Ende inflationär gebrauchter Pyrotechnik solide Unterhaltung. Da sieht man auch gerne nach, dass die zahlreichen Rückprojektionsaufnahmen als häufig verwendeter Effekt mittlerweile stark in die Jahre gekommen sind.

Kick-Ass (USA/GB 2010)

Die Geschichte über einen Loser, der über Nacht buchstäblich zum Superhelden mutiert, ist seit „Spider-Man“ nicht neu. Die Überlegung, dass Menschen ohne echte Superkräfte den Kampf gegen Verbrechen antreten seit „Watchmen“ auch nicht. Und dennoch ist „Kick-Ass“ originell: so comicnerdig-notgeil wie Protagonist Dave Lizevski (Aaron Johnson) im Alltag war Peter Parker, so talentunfähig beim Kämpfen war Spider-Man dann doch nicht. Dazu gesellen sich hyperbrutale Kämpfe, die mit all ihrem Blut und ihrer Überzeichnung ihre Comicwurzeln nicht verbergen. Das Filmbild wird zum Panel, die Vergangenheit von Damon Macready (Nicolas Cage) erstarrt in einer Rückblende zum dreidimensionalen Comicstrip. Beide, Dave sowie Damon und dessen Tochter jagen unter den Namen „Kick-Ass“ bzw. „Big Daddy“ und „Hit Girl“ die Schergen des größten Mafiosi der Stadt (finster: Mark Strong), dem es jedoch durch einen fiesen Trick gelingt, sie in seine Gewalt zu bringen. Das klingt ziemlich ernst und ist es auch, lässt aber auch witzige Zwischentöne und zahlreiche Anspielungen auf das Verhältnis Film und Comic zu, wo die Referenz an „Sin City“ nur die offensichtlichste ist.

Kontrapunkt: Kino pur II

Neues Blog-Theme, neuer Kontrapunkt. Und dieses Mal einmal mehr ganz im Sinne des kinematographischen Dispositivs, da sich die durchschnittliche Abendgestaltung vergangene Woche wenig abwechslungsreich gestaltete.

Radio Rock Revolution (GB/D 2009)

Der Originaltitel „The Boat That Rocked” lässt sich 1:1 auf den Film übertragen: Ein heiterer und extrem kurzweiliger Film für den Sommer, dessen tolle Musik und köstlicher Humor zwischen derben Zoten und Mokierung über Spießer verknüpft mit Zeitgeschichte enormen Spaß machen. Die Story um den kernigen, aber verschüchterten Jungen Carl (Tom Sturridge), der in den 60ern auf ein Piratensender-Schiff kommt, um dort seinen leiblichen Vater kennenzulernen und ein gestrengen britischen Minister (Kenneth Branagh), der alles daran setzt, illegale Radiosender zu verbieten, sind die zwei Fäden, aus der die arg dünn geratene Story zusammengestrickt ist.

Mehr ist aber auch nicht nötig, um den mit skurrilen Typen (Rhys Ifans bleibt dabei als lasziv hauchender Macho-DJ am meisten im Gedächtnis haften), und herrlicher Situationskomik (u. a. um Carls Entjungferung) angereicherten Film über die Runden zu bringen. Weteres von mir dazu hier.

Gran Torino (USA/AUS 2008)

Ich mag diesen Film seit der Sichtung sehr, obwohl er ganz offensichtlich einige Schwächen aufweist: Das Drama um die Themen Rassismus und Bandenkriminalität sowie die komödiantischen Anteile um einen grantigen alten Korea-Veteran, der sich zusehends auch für seine asiatischen Nachbarn öffnet, harmonieren nicht wirklich gut miteinander. Doch Eastwood beweist in seinem Alterswerk einmal mehr, dass Sympathie für die Hauptfiguren und harte Sprüche (derbe Beleidigungen fallen wie am Fließband) die einzigen notwendigen Dinge sind, um einen Film tragen zu können.

Ja, man kann Clint Eastwood Gemächlichkeit beim Erzählen seiner Geschichten vorwerfen, doch liegt bei „Gran Torino” in der Ruhe gleichzeitig die Kraft, wenn Eastwoods Figur mit schlimmen Vorurteilen in „Dirty Harry”-Manier in seinem Viertel für Ruhe und Ordnung sorgt. Dass man ihm diese Rolle als bald 80-Jährigen noch abnimmt, spricht für sich – seine Katharsis wie gleichsam Läuterungsfähigkeit in diesem Film jedoch auch. Großes Kino!

Nur ein Sommer (D/CH 2008)

Kommt eine Berliner Schnauze (Anna Loos) aus dem brandenburgischen Plattenbau durch eine Laune der Bundesagentur für Arbeit und ihres „Bisher hab ich doch nur gewartet”-Aktionismus auf die Schweizer Alm und bändelt im harten Melker-Alltag mit Bauer Daniel (Stefan Gubser) an. Klingt nach ner Schnulze, ist aber ebenso unkitschig wie dröge inszeniert.

Seltsamerweise ist dementsprechend der durch das schwache Drehbuch fabrizierte (unfreiwillige) Humor- höher als der Herzschmerz-Anteil, auch wenn man als Zuschauer zumindest pittoreske Postkartenansichten der Berner Berge und a bisserl nackte Haut zu sehen bekommt. Zwischen Bergromantik, an der der technische Fortschritt scheinbar spurlos vorüberging, und zahlreichen soapartigen Beziehungskonflikten mag sich aber trotz latenter Sozialkritik kein tatsächlich hochklassiger Film fernab des Niveaus eines Fernsehfilms entfalten. Weiteres dazu von mir hier.

Kontrapunkt: Dobermann, Das geheime Leben der Worte & Heartbreak Ridge

Vergangene Woche hatte ich wieder mal ein buntes Programm. Abgesehen von den hier vorgestellten Filmen sah ich auch “Operation Walküre” mit Tom Cruise, der mich nach all den Bedenken vorher im Nachhinein insbesondere durch die starke Inszenierung des Finales positiv überrascht hat. Aber nun gut, jetzt zum eigentlichen Thema.

Dobermann (F 1997)

Der Niederländer Jan Kounen drehte 1997 diesen Gangsterfilm und abgesehen von “Blueberry und der Fluch der Dämonen” hat man danach nichts mehr von ihm gehört. Und zwar vollkommen zu Recht. “Dobermann” strotzt nur so vor visuellen Kapriolen, nervt mit hektischer Kameraführung und schnellen Schnitten und stilisiert sich selbst mehr oder weniger freiwillig mit einigen abgedrehten Gewaltexzessen sowie seinen enorm flachen, aber betont coolen Charakteren um einen ultrabrutalen Vincent Cassel („Die purpurnen Flüsse”) und einer stummen Monica Belucci zur überzogenen Gewalt-Groteske. Tchéky Karyo („Mathilde – Eine große Liebe”) kommt als harter Polizist ist dieser extrem lärmenden und irgendwie auch wirren Stilorgie um einen Banküberfall, einige Täuschungsmanöver und das Feiern danach noch am besten weg. Der Rest bleibt die extrem prätentiöse stilistische Ausgeburt eines Langfilm-Debütanten.

Das geheime Leben der Worte (E 2005)

Sehr subtiles Drama um die Aufarbeitung individueller Traumata von „Elegy”-Regisseurin Isabel Coixet. Tim Robbins in seiner Rolle als zeitweise erblindetes Brandopfer auf einer Bohrinsel und noch mehr Sarah Polley als Opfer des Balkankriegs, die Vertrauen zueinander aufbauen, tragen den Film souverän. “Das geheime Leben der Worte” ist intensives Schauspielkino, das mit leisen Tönen und einer unaufgeregten Inszenierung glaubhaft eine im Alltag entstehende, zerbrechliche Liebesgeschichte erzählt. Auch mit dem Einsatz von Symbolen und Metaphern wie dem Meeresboden als stummen Ort und Symbol für die Isolation, des Alleinseins von Polleys Figur Hanna mit sich selbst und ihrer Vergangenheit, spart der Film nicht, was ihm eine zweite Bedeutungsebene verleiht und zum Nachdenken anregt. Weiteres dazu von mir hier.

Heartbreak Ridge (USA 1986)

Böse Zungen wie ich behaupten, dass Clint Eastwood immer wieder die gleiche Rolle spielt, wenn er selbst auch auf dem Regiestuhl sitzt. Der harte und brutale, aber gutherzige Kerl, der auf jüngere Frauen steht, aber Probleme mit ihnen/seinen Beziehungen hat und ab und an vielleicht knackige Oneliner vom Stapel lässt. Letztere gibt`s in “Heartbreak Ridge” zuhauf. Mein Highlight (ich zitiere sinngemäß): „Sein Arsch ist so fest zugenäht, dass er aus dem Maul nach Scheiße stinkt.”. Und dies gibt die Marschroute dieses vor Pro-Militarismus strotzenden Films um Militärausbilder Highway (Clint Eastwood), der seine Truppe against Kriegs-Noobs von Vorgesetzten so lange schleift, bis das Gelbe aus den Eiern raussuppt, vor. Die letzten 25 Minuten geht`s dann auch heroisch nach vorherigen Drill, etlichen geilen Sprüchen und kurzweiligen Triezen in den Krieg und es gibt Einiges auf die Omme – wenn auch mit „Juchu, wir haben sie alle platt gemacht und sind ja so toll, weil wir Amis sind”- Botschaft, die ziemlich stark nach saurem Reagan schmeckt. Ideologisch fragwürdiger und etwa eine halbe Stunde zu lang geratener, aber größtenteils unterhaltsamer Militär-Werbefilm.