Die „Romantische Komödie“, kurz: RomCom, weißt einige Merkmale auf, die beinahe jeden Vertreter des Genres vorhersehbar werden lässt: Ein ungleiches, sich zunächst ablehnend gegenüberstehendes Paar bestehend aus einer extro- und einer introvertierten Person findet zusammen und wird am Ende mit einem sich aus der Charakterzeichnung der Figuren ergebenden Konflikt konfrontiert, welcher diese Verbindung wieder infrage stellt. Hab ich Recht? Bei diesen drei Filmen ganz sicher.
Die Standesbeamtin (CH 2009)
Oder: obiges Schema in der Schweiz. Rahel (Marie Leuenberger) arbeitet als Standesbeamtin in der Alpenrepublik und ist unzufrieden mit ihrer Ehe. Als sie den feschen Musiker Ben (Dominique Jann) wieder trifft, mit dem sie eine gemeinsame Band- Vergangenheit verbindet, keimen alte Gefühle von seiner Seite wieder auf. Dumm nur, dass er doch eigentlich der tussigen Schauspielerin Tinka (Oriana Schrage) das Ja-Wort geben will – organisiert von Rahel. Abgesehen von spärlich eingesetzter Situationskomik ist diese Beziehungsdramödie in Schwizerdütsch eher ernster Natur – und schwerfällig. Mit zahlreichen Konflikten gesäumt (Auftritt des Sohnes auf dem Flohmarkt, Fremdgehen von Rahels Ehemann) strahlt das klebrige Happy End im Sonnenuntergang umso mehr. Wer noch nicht genug hat von meinem Gemecker: klick.
Die nackte Wahrheit (USA 2009)
Kein Larry Flynt, dafür aber Gerard Butler, der als Macho-Moderator mit titelgebender Sendung die Quoten retten und der Produzentinnen- Emanze Katherine Heigl beibringen soll, wie Männer ticken, damit die auch mal wieder einen abbekommt. Ein Haufen von schmutzigen Sprüchen und urkomischen Situationen (missglückte Katzenrettung, vibrierender Slip) ist also dank des Mutes von Frau Heigl zur Peinlichkeit vorprogrammiert. Dieses Konzept unterhält trotz mangelnden Tiefgangs ganz gut, bis der Film von jetzt auf gleich einen Schlenker von rüder und ehrlicher Geschlechter-Komödie mit wahrhaftigen Erkenntnissen (Männer wollen nur Sex; Nie kritisieren! Hin und wieder zappeln lassen!) zu kuscheligem und wenig pointiertem Liebesfilm vollzieht, wenn der Macho plötzlich doch Gefühle hat, was ihn in der Belanglosigkeit versickern lässt.
Auf die stürmische Art (USA 1999)
Mal wieder ein deutscher Titel, der einen Preis verdient für die dümmste Übersetzung. Der schüchterne und biedere Klappentexter Ben (blass wie immer: Ben Affleck) ist nach einem Flugzeugcrash gezwungen, von seinem Junggesellenabschied über den Landweg zu seiner Hochzeit zu reisen. Doch eine Reihe widriger Umstände sorgen neben der zufälligen Anwesenheit der durchgeknallten Sarah (wie immer gut: Sandra Bullock) dafür, dass er über seine Hochzeitspläne noch mal nachdenkt. Interessanter als der Handlungsverlauf ist dabei jedoch das Visuelle des Films, das mit zahlreichen Blenden, hoher Farbsättigung und Kamerapositionen fernab der Horizontalen nahezu videoclipartig daherkommt. Dieser Formalismus steht zwar der Identifikation mit den Figuren im Weg, vermag aber Originalität zu versprühen. Dies kann man von dem mäßig witzigen Film (immer wieder hagelt es Kommentare gegen die Ehe) mit seiner wenig plausiblen Wendung zum Anders-als-erwartet-Happy End nicht behaupten.
Geht zwar nicht als RomCom durch, passt aber trotzdem zu „Herzschmerz“:
Heavenly Creatures (GB/D/NZ 1994)
Als Pauline (Melanie Lynskey) die zugezogene Juliet Hulme (Kate Winslet in ihrer ersten Rolle) kennenlernt, verbindet sie fortan eine intensive Freundschaft. Sie träumen sich in ihre mittelalterlich angehauchte, perfekte Welt, in der sie zusammen über aus Ton geformte Figuren regieren. Als die Eltern zur Unterbindung der lesbischen Züge der Freundschaft die beiden Mädchen trennen wollen, kommt es zu einer Gewalttat. Noch schlimmer als die hysterische Inszenierung vom späteren Ork-Dompteur Peter Jackson mit ausschweifenden Traumsequenzen und die kitschigen Dialoge sind einzig die beiden Hauptdarstellerinnen. Insbesondere geht dem Zuschauer Melanie Lynskey mit ihrem finsteren Blick und permanenter, pubertärer Angepisstheit tierisch auf die Nerven, während ihr darin die für ihre Rolle zu alt wirkende Kate Winslet in ihrem affektiven Spiel als Besserwisserin mit extremen Stimmungsschwankungen ebenbürtig ist. Ein visuell zum Teil überladener Film über eine wahre Geschichte, der nur Kopfschmerzen verursacht.