Wir reisen wieder zurück ins Jahr 1939, “the greatest year in movies”. Der achte Film unserer Reihe beschäftigt sich mit Korruption und Vetternwirtschaft im Kapitol in Washington – aus Sicht eines politischen Disruptors mit Pfadfinderwurzeln (James Stewart). Wie viel Optimismus und Glaube an die Demokratie in Frank Capras Mr. Smith Goes to Washington steckt, besprechen wir in dieser Folge.
Nach Stagecoach und Gunga Din machen wir in unserer 1939er-Reihe Zwischenhalt auf einem Flugplatz in den Anden. Wir treffen mit Showgirl Jean Arthur auf eine Gruppe waghalsiger Piloten, angeführt von Cary Grant, die ihr Leben jeden Tag für ein paar Briefe aufs Spiel setzen. Warum Howard Hawks’ Fliegerfilm Only Angeles Have Wings (DT: S.O.S. Feuer an Bord) einer der Standardfilme über sogenannte professionals ist und trotzdem eine bezaubernde Liebesgeschichte erzählt, erklären wir in dieser Folge.
Das Tor zu den Vereinigten Staaten von Amerika ragt hinter dem Rumänen Georges in Hold Back the Dawn (1941) auf. Er sucht nach einer willigen Amerikanerin auf trunkenem Feiertagsausflug in Mexiko, um sich in die Staaten einzuheiraten. Im Film des ehemaligen Art Directors von De Mille, Regisseur Mitchell Leisen, hat dieses Tor etwas von der verheißungsvollen Schwelle eines Filmstudios, Warner Bros. in Burbank oder M.G.M. in Culver City. Weiße Lettern auf schwarzem Grund, im Bogen lautet das Versprechen: U-N-I-T-E-D-S-T-A-T-E-S. Die Bühne, um sich selbst neu zu erfinden, oder wenigstens den Pass. In der Rahmenhandlung von Ketti Frings, adaptiert von Billy Wilder und Charles Brackett, schleicht sich Georges tatsächlich in ein Filmstudio, um einem Regisseur (gespielt von Leisen) seine wahre Geschichte zu verhökern, die wir danach in einem langen Flashback sehen werden.
Gesegnet mit einem dieser redundanten Wilder-Off-Kommentare, ohne die viele Filme leben könnten, genießt Hold Back the Dawn den Ruf, der Film zu sein, nachdem Wilder genug hatte, der also, nach dem er entschied, seine Drehbücher selbst zu verfilmen. Weil Leisen sich bei der Diskussion über Sinn und Unsinn einer Szene auf die Seite des Stars Charles Boyer geschlagen hatte (er war #TeamUnsinn). Aus dem deutschen Ex-Boxer Kurt Frings, auf dessen wahrer Geschichte die “wahre Geschichte” basiert, war im Verlauf der Adaption ein rumänischer Gigolo geworden, der mit einem französischen Akzent spricht, ein Hollywood-Migrant. Charles Boyer spielt diesen Rumänen, der in der blutjungen Lehrerin Olivia de Havilland seine Einreisegenehmigung in die U-N-I-T-E-D-S-T-A-T-E-S erkennt und zur Tat schreitet. Eine Rasur, ein sauberer Anzug, der melancholische Hundeblick, eine frühmorgendliche Überrumpelung, in der er ihr erst beim Schlaf zuschaut, um ihr nach Erwachen als romantischer Rattenfänger den Weg zum Standesamt zu säuseln – Georges legt für seine Einreiseerlaubnis seinen besten Charles Boyer auf, wie er in History Is Made at Night, Algiers und Love Affair zum Matinée Idol aufstieg. Bis zur schurkischen Metamorphose dieses Typs des Continental Lovers in Gaslight (1944) sollte es noch dauern. „Drei Übergänge in History Is Made at Night von Frank Borzage (USA 1937)“ weiterlesen
Wurde Jason Statham fürs Schauspiel im nassen Medium geboren und haben wir es in dem Hai-Blockbuster The Meg bzw. Meg mit Chinese-Baiting zu tun? Das besprechen Matthias von Das Filmfeuilleton und ich im neuen Wollmilchcast. Besonderen Wert legen wir dabei auf die Vita von Hauptdarsteller Statham. Außerdem stellt Matthias den Sundance-Erfolg Thoroughbreds aka Vollblüter mit Anya Taylor-Joy und Olivia Cooke vor und ich wage mich schwachen Herzens an Frank Borzages cinecardiologisches TNT namens History Is Made At Night, in dem sich Charles Boyer als bester Oberkellner der Welt (!) in Jean Arthur verliebt. Kann passieren. Shownotes: