Ein unrepräsentativer Abriss des aktuellen und des zukünftigen Kinoprogramms – hier kurz vorgestellt.
Hot Tub – Der Whirlpool… ist ne verdammte Zeitmaschine! (USA 2010)
Verdammt! – Die deutsche Übersetzung ist eine echte Katastrophe. Glücklicherweise trifft das nur fast, aber letztlich nicht ganz auf den an platten Witzchen über sämtliche Körperflüssigkeiten reichen Film zu. John Cusack (“2012”) stiehlt sich in dieser pubertären, aber zumindest nicht gänzlich unlustigen Gagparade, in der 4 Jugendfreunde durch einen defekten Whirlpool 20 Jahre in der Zeit zurückreisen, noch am besten aus der Affäre, während Rob Corddry (“W.”) sich für keine Katze-ankotz- oder Notgeilheits-Peinlichkeit zu schade ist. Immerhin hält diese bekennend sinnfreie Komödie viele witzige Zitate aus Film und Fernsehen der 80er Jahre bereit, was im Gegensatz zur ähnlich gelagerten Sandler-Dummbrotposse “Kindsköpfe” durchaus unterhaltend ist. Und der Auftritt von Chevy Chase als imaginierter (?) Hausmeister hat auch irgendwie was.
The Social Network (USA 2010)
Der “Facebook-Film” ist weniger der Suspense-Thriller, wie es die suggestive Musik von “Nine Inch Nails”-Sänger Trent Reznor und der Kolportage-Trailer nahelegen, vielmehr ein intensives Drama um Freundschaft, Loyalität, Macht und Status. Mit diesen Stichwörtern lässt sich auch die Brutstätte von Facebook treffend beschreiben: An der Harvard University geht es weniger ums Studieren, viel mehr um den Zugang zu elitären Clubs, Parties, Erfolg bei sportlichen Wettkämpfen und um das Landen bei Frauen. Jesse Eisenberg (“Zombieland”) verkörpert Mark Zuckerberg als unsympathischen, unemotionalen Computernerd, dem die Inkompetenz zu sozialen Beziehungen fast schon ins Gesicht geschrieben steht. Umso empfänglicher ist er für die Großsurigkeit des “Napster”-Gründers Sean Parker (bravourös-jovial: Justin Timberlake), was einen Rechtsstreit mit seinem ehemals besten Freund Eduardo Saverin (Neu-“Spiderman” Andrew Garfield) nach sich zieht. Ein sehr guter, aber fast schon konventioneller Film von David Fincher, der nun endlich/leider die Wandlung zum Mainstream-Regisseur vollzogen hat. Meine Review zum Film findet sich auf MovieMaze.
Draußen am See (D 2009)
Kindstötung – das kann ein reißerisches Thema für einen Film darstellen, wenn es falsch angepackt wird. Doch Felix Fuchssteiner implantierte es in seinem Langfilmdebüt in ein um Authentizität bemühtes Familiendrama, welches aus der Sicht der 14-jährigen Jessika (großartig: Elisa Schlott) nahezu schmerzlich intensiv erzählt wird. Mutter Tine (Petra Kleinert) nimmt ihre Schwangerschaft kaum wahr, wird eines Tages von der plötzlichen Geburt ihres Kindes überrascht. Nachdem sie und Ehemann Ernst (Michael Lott) das Neugeborene “entsorgt” haben, entwickeln sich bei Jessika zusehends psychische Probleme, die sie schließlich einen Selbstmordversuch unternehmen lassen. Das über weite Strecken in sich stimmige Drehbuch neigt nur selten zu Überzeichnungen, die Darsteller wirken durch die Bank authentisch. Ein beklemmend realistisches Familiendrama aus Deutschland, das man sich ab 04. November mal im Kino anschauen sollte!