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Liam Neeson hetzt durch einen Pendlerzug in The Commuter von Jaume Collet-Serra, was wir zum Anlass nehmen, um über die Zusammenarbeit der beiden zurückzublicken. Was zeichnet Collet-Serra, Regisseur von Non-Stop, Orphan und The Shallows, eigentlich aus? Danach dreht sich im neuen Wollmilchcast mit Matthias von Das Filmfeuilleton alles um das Coming-of-Age-Drama Princess Cyd von Stephen Cone, das dieses Jahr beim Unknown Pleasures-Festival in Berlin lief, und Helmut Käutners Verfilmung von Kleider machen Leute mit Heinz Rühmann.
Shownotes:
00:00:35 – The Commuter und die Filme von Jaume Collet-Serra (Spoiler!)
00:51:00 – Princess Cyd von Stephen Cone
00:58:10 – Kleider machen Leute von Helmut Käutner
Hört euch die Wollmilchcast-Folge an:
Bei Audiomack oder hier im Blog:
@Beeeblebrox
@gafferlein
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Intro und Outro: Kai Engel – Slum Canto (aus dem Album Sustains)
Nutzung im Rahmen der CC BY 4.0-Lizenz. (Homepage des Künstlers)
Copyright Titelbild: Studiocanal
Wollmilchcast #21 – Run All Night von Jaume Collet-Serra
Liam Neeson belebt den Wollmilchcast wieder! Vielleicht war es auch neu angeschaffte Technik… Wie dem auch sei, Matthias von Das Filmfeuilleton und ich waren im Kino und haben uns Run All Night von Jaume Collet-Serra (Non-Stop) zu Gemüte geführt. Warum der neue Actionfilm mit Liam Neeson viel besser ist als die letzten Taken-Filme, wie sich Collet-Serra von Pierre Morel (Taken) unterscheidet und was das alles mit Stellan Skarsgård und Star Wars: Episode 1 – Die Dunkle Bedrohung zu tun hat, erfahrt ihr im 21. Wollmilchcast!
Shownotes:
00:00:00 – Run All Night !SPOILER!
(Filme: The Gunman, Blast of Silence; Artikel: Morel vs. Besson)
00:39:00 – The Kingdom of Dreams and Madness
00:41:00 – My Life Directed by Nicolas Winding Refn
00:43:00 – Cobain: Montage of Heck
00:44:00 – Netflix-Rundumschlag (Daredevil, House of Cards !SPOILER!, …)
00:51:50 – Star Wars 7-Trailer & Batman v Superman-Trailer
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Kontrapunkt: … und wieder 96 Stunden
Erst wurden seine Frau und seine Tochter entführt, dann er selbst und seine Frau. Dieses Mal haben die Bösewichte dazugelernt: Die neue Frau vom ehemaligen Geheimdienstagenten Bryan Mills (Liam Neeson) liegt tot auf dem Bett – und er steht fassungslos im Zimmer. Vor der ankommenden Polizei gelingt ihm eine halsbrecherische Flucht, doch nun steht er für die Ermittler um Detective Frank Dotzler (Forest Whitaker) als Hauptverdächtiger da, der erst einmal mühsam seine Unschuld beweisen muss. Doch wer war der Täter?
Vom anspruchsvollem Arthouse zum atemlosen Actionfilm verschlug es den Charaktermimen Liam Neeson erst 2008 – mit der erstmaligen Verkörperung des Ex-Geheimdienstlers Bryan Mills. Engagements als Hannibal im unsäglichen “A-Team”-Film (2010) und US-Marshal im Flugzeug-Thriller “Non-Stop” (2014) folgten und lassen den grimmigen Nordiren, inzwischen 62, zum heißen Anwärter auf ein Engagement im nächsten Rentner-Söldner-Spektakel werden. Rein optisch haben 96 Hours – Taken 3 und Expendables 3 dabei mehr gemein, als dem Actionfan lieb sein kann: “Transporter”-Regisseur Olivier Megaton wackelte und reißschwenkte bei den zahlreichen Verfolgungsjagden zuviel, als dass man klar und deutlich diejenige der zahlreichen deutschen Automarken erkennen könnte, die gerade zertrümmert wird. (Nur ein Porsche, der am Ende ohne sichtbaren Kratzer hinterher einem Flugzeug bei Vollgas das Vorderrad kaputtfährt, ist deutlich zu erkennen.)
Auch inhaltlich überzeugt der dritte und – glaubt man der Werbezeile “Alles endet hier” – auch letzte Teil der Rache-und-Entführungs-Saga eher weniger, hat er doch mindestens eine arg konstruierte Wendung zuviel, als dass man noch von Raffinesse sprechen könnte. Luc Besson beweist nach “Lucy” in dieser (streng genommen) französischen Produktion erneut, dass er einfach nicht mehr so gut ist wie noch vor 15 Jahren. Spannend ist das leider auf Jugendfreiheit getrimmte Szenario aber trotzdem bis zum Ende. Markige Oneliner außer dem bereits bekannten “Good luck!” als Kampfansage an die Polizei sucht man dabei vergebens – aber die passen auch nicht zum Gestus eines knallharten Actionhelden, der dieses Mal von drei Gehilfen aus alten Zeiten aktiv unterstützt wird. Der korpulente Forest Whitaker als nahezu autistisch an einem Schnippgummi und einer Schachfigur herumfingernder Polizist hat gegen Neesons Präsenz ohnehin das Nachsehen.
Fazit: 96 Hours – Taken 3 ist ein letztlich enttäuschender Genre-Beitrag mit einem physisch beeindruckenden Liam Neeson als gnadenlosem Rächer, bei dem man Logik nicht hinterfragen sollte. Innerhalb der Reihe ist es allerdings der schwächste Teil. “Alles endet hier” – na hoffentlich!
96 Hours – Taken 3
Kinostart: 08. Januar 2015
Länge: ca. 103 Min.
FSK: ab 16
Kontrapunkt: Berlinale 2011
Vom 17. bis 20. Februar weilte ich in Berlin zum größten Publikums-Filmfestival der Welt. Neben den folgenden Kritiken sei Folgendes resümierend notiert:
1.) „Berlinale Shorts“ sind zu 75% gewöhnungsbedürftig, was die Filmauswahl angeht.
2.) Filme nur aufgrund ihres Handlungsortes (Berlin) aufzuführen, ist kein Argument.
3.) Etwas weniger International- und mehr Glamour-Politik würde bei der Filmauswahl nicht schaden.
Rundskop (B 2011)
Bullhead, Sektion: Panorama
Von einer nichtsnutzigen, ihre Kinder verziehenden Alkoholikerfamilie, die in „Die Beschissenheit der Dinge“ nur Unsinn im Kopf hat, über eine Band in „Ex Drummer“, dessen Mitglieder kranke, abgestumpfte Familienmitglieder daheim haben und perverse sexuelle Veranlagungen aufweisen bis hin zum am Asperger-Syndrom leidenden Online-Rollenspieler in „Ben X“: Menschliche Abgründe und schwelende Ängste sind im belgischen Kino jüngeren Datums keine Seltenheit. So auch nicht in „Rundskop“, hinter dessen spannender Thrillerfassade sich ein tiefgreifendes Psychodrama verbirgt. Viehzüchter Jacky (Matthias Schoenartz) hat nach einer schicksalsträchtigen Auseinandersetzung in seiner Kindheit (welch verstörende Sequenz!) seiner Männlichkeit und mit Hormonen zu kämpfen, die er nicht nur seinen Tieren verabreicht. Mit dem eigenen zum Scheitern verurteilten sexuellen Begehren und den Machenschaften der Hormonmafia konfrontiert, gerät er in einen tödlichen Strudel aus Fleisch, Gewalt und Tod. Einige einen Kult an der Körperlichkeit abfeiernde Nahaufnahmen (auch in Zeitlupe) atmen in dem etwas inhaltsarmen Langfilmdebüt von Videoclip-Regisseur Michael R. Roskam eine archaische visuelle Kraft, welche ebenso wie die schwermütige Streichermusik meist das düstere, jederzeit entfesselbare, aggressive Temperament der Hauptfigur greifbar macht, ab und an jedoch etwas zu bedeutungsschwanger daherkommt. Ein zum Teil verstörend gewalttätiges Spiegelbild männlicher Urgewalt. Intensiv spürbares, physisches Kino in Reinkultur!
Lipstikka (IL/GB 2010)
Odem, Sektion: Wettbewerb
Dass es nicht unbedingt einen Karriereexodus darstellen muss, wenn man in seiner Jugend in einer peinlichen Erotikklamauk-Reihe schauspielerisch begonnen hat, beweisen Heiner Lauterbach mit diversen „Schulmädchen-Report“-Auftritten und Jonathan Sagall, der in allen acht „Eis am Stiel“-Filmen mitwirkte. In seinem Langfilmdebüt „Kesher Ir“ und auch mit „Lipstikka“ blieb er dem Sujet zwischenmenschlicher Sexualbeziehungen zwar treu – jedoch stets auf dem Niveau einer gewichtigen Auseinandersetzung. Mit geschickt eingesetzten, zahlreichen Rückblenden erzählt er hier die Geschichte zweier palästinensischer Frauen, die in Ramallah zusammen zur Schule gehen, sich anfreunden, ineinander verlieben, sich trennen und schließlich Jahre später in London wieder aufeinander treffen. Doch während die ehemals schüchterne Lara (Clara Khoury) in einer scheinbar glücklichen, aber von Körperlichkeiten freien Ehe liebt, sucht die freimütige Inam (Nataly Attiya) immer noch nach Halt und Sicherheit im Leben. Prägend für beide ist die abweichende Erinnerung an eine Begebenheit in Jerusalem mit zwei israelischen Soldaten während der ersten Intifada. Subtil und leise, aber dennoch aufwühlend und verstörend fernab jeglicher Romantik erzählt Sagall eine traumatische Geschichte, die die Leben der beiden Frauen auf verschiedene Arten zerstörte. Ein schweres Thema und ein Film, der in Israel hitzige Debatten auslöste, aber in ausgeblichenen Bildern unprätentiös umgesetzt.
Life in a Day (USA 2011)
Das Leben in einem Tag, Sektion: Panorama
Ca. 4600 Stunden von Privatpersonen eingesandtes, selbstgedrehtes Videomaterial wurde für dieses filmische Experiment gesichtet, knapp 90 Minuten davon schafften es in diese Aneinanderreihung kurzer Alltagepisoden verschiedener Menschen am 24. Juli 2010. Ist Regisseur Kevin Macdonald seit „The Last King of Scotland“ schon kein Unbekannter mehr, so sind es Produzent Ridley Scott und die Internetseite YouTube, die als Förderer auftritt, noch viel weniger. Umso weniger verwundert es, dass diese Homevideo-Kompilation nicht nur durch die Einsendungen, sondern auch von außen strukturiert wurde. Professionelle Kamerateams wurden für Zeitraffer von Naturaufnahmen und Statements an die entlegensten und internetfreiesten Winkel der Erde geschickt, drei zu beantwortende Fragen strukturieren den mal thematisch, mal assoziativ montierten Film. Dass suggestive pathetische Musik insbesondere im letzten Teil („Wovor hast du Angst?“) besonders auffällig eingesetzt wird und somit den ohnehin beklemmenden Handyvideos der letztjährigen Loveparade-Katastrophe eine fröstelnd emotionale Dimension hinzufügt, ist dabei jedoch nach dem vorangegangenen Wohlfühlschnipseln ein Glücksfall, was die Bandbreite der Emotionen angeht. Am Ende steht die Erkenntnis einer jungen Frau, dass sich keiner für sie interessiert und dieser Tag kein besonderer war. Diese trotz allem gewagte Dokumentation, die Homevideos und professionelle Aufnahmen nebst Musikuntermalung zu einem authentischen Ganzen formt, ist ein beeindruckendes Web-2.0-Filmdokument.
Darüber hinaus gesehen – kurz notiert:
– Bombay Beach (Panorama): Zum Teil in erfrischend-frecher Videoclip-Ästhetik fotografierte Dokumentation über eine Familie an einen aussterbenden, surrealen Ort: einem Wüstensee in Kalifornien. Nicht zuletzt dank der Musik von Bob Dylan einfühlsam und nah dran an den Menschen.
– The Forgiveness of Blood (Wettbewerb): Subtiles albanisches Familiendrama um die Wahrung des Kanun (Gewohnheitsrecht) durch einen Jungen, nachdem sein Onkel einen verfeindeten Nachbarn getötet hat. Tradition und Moderne, Eingesperrtsein und Freiheit werden im Verhalten der Kindergeneration dabei unprätentiös gegenübergestellt und kulminieren in einem Ende bar jeder Klischees.
– Unknown Identity (Wettbewerb – außer Konkurrenz): Ein Agent mit Gedächtnisverlust (Liam Neeson) wird von den eigenen Reihen durch die Straßen Berlins gehetzt. Die lokale Situierung dieses zutiefst durchschnittlichen Agententhrillers und ein paar Stars, die mitspielen, waren wohl auch die ausschlaggebenden Kriterien dafür, dass das mit filmischen Stolperdrähten gestrafte Werk – Konstruiertheiten en masse; blöde Dialoge, insbesondere von Ex-Stasi-Mann Bruno Ganz – überhaupt laufen durfte.
– Coriolanus (Wettbewerb): Ebenso ambitionierte wie durch ausladend lange Dialoge im Theaterstil anstrengende und enorm an dem zuvor durch Handkamera suggeriertem Tempo einbüßende Shakespeare-Verfilmung. Ralph Fiennes kann sein ganzes Können ausspielen, doch hätte er besser daran getan, den Stoff nicht ins Heute zu übertragen, was u. a. angesichts eines moderneren Demokratieverständnisses adäquat einfach nicht so recht funktionieren will.
Kontrapunkt: Kino pur IV
Nach einer längeren Kreativpause einmal mehr mein Senf zu den miesen Ausgeburten, die durchs Lichtspielhaus geistern/geistern werden. Hier also die aktuellen und bald anlaufenden Kinofilme, vor denen man gewarnt sein sollte.
Iron Man 2 (USA 2010)
Mehr noch als im ersten Teil darf Milliardär Tony Stark (gewohnt lässig: Robert Downey Jr.) hier wieder seinen Narzissmus und seine Zerstörungswut ausleben, was seine genervte Umgebung und der russische Bösewicht (kommt viel zu kurz: Mickey Rourke), welcher von einem dümmlichen US-Waffenfabrikant hofiert wird, deutlichst zu spüren bekommen. Bei dieser dekadenten Materialschlacht mutet das riesige Budget von 200 Mio. Dollar gar noch bescheiden an. Der ganze Film ist dabei ein riesiges Werbeprodukt, was schon vor der Opening Scene mit DIESEL-Parfum beginnt, im Film mit auffälligen Audi-Product Placement fortgesetzt wird und im obligatorischen „The Avengers“-Cliffhanger endet. Tricktechnisch eindrucksvolles, inhaltlich jedoch arg banales Popcorn-Kino zum Weggucken.
The Other Man (USA/GB 2008)
Eine arg aufgeblasene, sinnlos verschachtelt erzählte Verfilmung einer Bernhard Schlink-Kurzgeschichte, in der einzig Laura Linney zeigen kann, was für ein schauspielerisches Schwergewicht sie ist. Der biedere Liam Neeson als Ehemann, der nach dem Verschwinden seiner Frau die klischeehafte Latin Lover-Liaison Antonio Banderas aufsucht, taugt dabei nicht als Sympathieträger. Und was sich Regisseur Richard Eyre („Tagebuch eines Skandals“) bei der wirren Zusammenstückelung seines Films auf mehreren Zeitebenen, die öfters durcheinander geraten, gedacht hat, weiß wohl auch keiner. Dann doch lieber noch einmal „Der Vorleser“ gucken.
A Nightmare on Elm Street (USA 2010)
Eins, zwei, Freddy kommt schon wieder vorbei. Sieben Jahre nach Robert Englunds letzten Auftritt in seiner Kultrolle in „Freddy vs. Jason“ prügelt Produzent und Krawallbarde Michael Bay dieses Remake des Slasher-Klassikers in die Kinos. Mit Jackie Earle Haley (Rorschach aus „Watchmen – Die Wächter“) wurde zwar ein ganz passabler Freddy-Ersatz gefunden, doch darf dieser leider keine hübschen Sprüchlein beim Traummetzeln aufsagen, die auch nur Anflüge schwarzen Humors beinhalten würden. Noch mehr Baustellen: die dummen Teenie-Darsteller, das einfallslose Skript, mangelnde Spannung, zu viel Getöse wie Gekröse. Etwas detailierter sind meine Einschätzungen bei MovieMaze und DAS MANIFEST.