Der zerstörte Blick auf eine Beziehung, unerfüllte Liebe oder politische Erfolglosigkeit: drei sehr verschiedene Filme. Und einer davon ist manchmal sogar lustig.
Faubourg Saint-Denis (F/FL/CH 2006)
Der Beitrag von Tom Tykwer zur Kurzfilm-Kompilation „Paris je t’aime“ ist so, wie man es von einem der innovativsten deutschen Filmemacher gewohnt ist: schnell geschnitten, originell und emotional. Perfektes Kino eben über einen Zeitraum von sieben Minuten. Thomas (Melchior Beslon) wird von seiner Freundin Francine (immer noch zum Dahinschmachten süß: Natalie Portman) angerufen, die offensichtlich die Beziehung beenden möchte. Er erinnert sich daran, wie er die angehende Schauspielerin Francine beim Proben kennen lernte und lässt die gemeinsame Zeit Revue passieren. Dies geschieht im Zeitraffer mit schnellen Bilderfolgen, unterlegt mit einem dynamischen, treibenden Elektronik-Thema – bis zum überraschenden Ende. Ein kraftvolles Liebesdrama im Videoclip-Stil; ebenso rasant wie technisch perfekt. Bei DailyMotion kann man sich selbst überzeugen.
In the Mood for Love (HK/F 2000)
Nachdem mir „My Blueberry Nights“ von Wong Kar-Wai seinerzeit etwas schleppend in Erinnerung geblieben ist, wird er von „In the Mood for Love“ darin noch getoppt. Doch bevor es jetzt von meiner hiesigen Chefin Schläge in den Unterleib hagelt, sei schnell hinzugefügt, dass manchmal – eben hier – aus der Ruhe der Inszenierung auch sehr viel Kraft geschöpft werden kann. Selten wurde eine unerfüllte, oder besser: eine aus moralischen Gründen unmögliche Liebe stilisierter (wiederkehrende Zeitlupen mit ruhigen Musikthemen untermalt), aber auch psychologisch intensiver inszeniert. Man leidet förmlich mit. Und Maggie Cheung und Tony Leung spielen in diesem in den 60er Jahren angesiedelten Liebesdrama auch brillant zwischen Sehnsucht, tiefer Liebe und Moralbewusstsein. Da verzeiht man auch noch die platte Gefängnis-Gitterstäbe-Metapher und das – zumindest für mich – plötzliche Ende in einer Szenenfolge mit großem „Hä?“-Klärungsbedarf.
Horst Schlämmer – Isch kandidiere! (D 2009)
Die von Hape Kerkeling geschaffene Figur, ein Schmuddel-Journalist mit Alkohol- und Benimmproblemen ist bereits zum Kult avanciert. Warum also keinen Kinofilm drehen? Nun, dazu fallen mir mehrere Gründe ein. Die Grundidee, Herrn Schlämmer eine eigene Partei (HSP) gründen und für den Posten des Bundeskanzlers kandidieren zu lassen, ist zwar brillant. Doch gibt es auch in den launigen Interviews mit einigen Politikern kaum satirischen Spitzen auf den veranstalteten Wahlkampfzirkus zu konstatieren, sondern nur eher dümmlichen Klamauk. Selbiger setzt sich fort in einer ins Leere laufenden Nebenhandlung um das von sexueller Begierde geprägte Verhältnis von Schlämmer zu Alexandra Kamp (als sie selbst). Über Politik oder politische Ziele von den Parteien erfährt man wenig und die Spielszenen in diesem semi-dokumentarischen Film ohne wirkliche Handlung sind auch eher peinlich. Eine Handvoll gelungener Gags (u. a. Schlämmer bei Rapper Bushido) und Kerkelings Präsenz sorgen aber zumindest dafür, dass „Isch kandidiere!“ nicht gänzlich missraten ist. Mehr dazu von mir auf MovieMaze – da weisse bescheid!