Kontrapunkt: Trash VII

Es nimmt auch nach drei Monaten Trash-Pause kein Ende mit schlechten Filmen. Diesmal zur Ader gelassen: das SciFi- und Fantasygenre.

Batman & Robin (USA/GB 1997)

Batman goes Trash und Joel Schumacher ist schuld – so die langläufige (und auch meine) Kritikermeinung. Vom improvisierten Eishockeyspiel mit einem Diamanten und anderen absurden Actionszenen über hirnlose Gimmicks (die Bat-Kreditkarte) bis hin zu enormen Freiheiten zur Comicvorlage (Batgirl ist eben nicht eine Verwandte von Alfred): Diese knallbunte und verschwenderische Zerstörungsorgie ist in ihrer Blödsinnigkeit kaum zu ertragen. Dazu die wagemutige Entscheidung, den stets verschmitzt dreinblickenden George Clooney als Bruce Wayne zu besetzen und – seitens der Kostümdesigner – immer wieder dem Fetisch schriller Outfits zu erliegen, was Batman und Co. zum Finale hin innerhalb weniger Minuten vollkommen neue Anzüge beschert. In die lärmende Actionrevue passen die flachen Charaktere und extrem over the top künstlichen Setdesigns in Bildkadern fernab der Horizontalen allzu gut – nur leider nicht in ein rundes Gesamtbild.

Subject 20 – Horror im All (USA 1982)

Dieses Video (siehe Bildchen links) erstand ich vor gut 2 Monaten auf dem Flohmarkt in einer sachsen-anhaltischen Kleinstadt. Ebenso klein: das Budget des von Roger Corman produzierten B-Films, dessen rahmende Weltraumschlachten am Anfang und Ende zum Teil aus denselben Einstellungen bestehen. In der Kernhandlung dazwischen verschlägt es den Piloten Mike auf den Planeten Xarbia, wo in einer Gen-Forschungsstation ein Monstermutant geschaffen wurde, welcher natürlich irgendwann ausbricht und den Anwesenden nach dem Leben trachtet. Im Angesicht der Gefahr wird erst einmal ordentlich geknattert und ein anderes weibliches Geschöpf geht in die Sauna. Und das ist nicht das letzte Mal, dass grundlose Nacktheit untergebracht wurde, wenn das Viech in diesem unfassbar kröseligen SciFi-Trash gerade mal Schnetzel-Pause hat. Irgendwie ist dieser gewöhnungsbedürftig geschnittene und unlogische Schmarrn aber halbwegs spannend und sehr unterhaltsam – oder hat man woanders schon einmal einen „Metamorph“ nach Krebsgeschwürgenuss Blut kotzen sehen?

Star Force Soldier (GB/USA 1998)

Auch bei Jason Scott Lee fragt man sich, ob er ein Mutant ist. Schließlich liegen zwischen seiner Rolle des netten Mogli aus dem 1994er „Dschungelbuch“ und dem hässlich-depperten Muskelberg hier gerade einmal 4 Jahre. Die Hauptrolle spielt indes Kurt Russell als Elitesoldat ohne Gefühle, der durch eine Horde von Gen-Soldaten ersetzt wird und auf einem Müllplaneten „entsorgt“ wird. Dort steht er den Bewohnern beim ersten Kampfeinsatz ebendieser Gen-Soldaten, die sie grundlos töten sollen, bei. Bei den ganzen ernsten Minen und der betonten Wortkargheit von Kurt Russells harter Kämpferfigur bleibt unfreiwillige Komik um Kontaktaufnahme durch Knurren, Verwunderung ob aufkeimender Menschlichkeit (Tränen – woher?) oder Vergleich von AQs (Agressions-Quotienten) nicht aus. Trashiges Highlight bei diesem brutal-dumpfen, aber effekttechnisch soliden SciFi-Actionkrawall: der mit Zeitlupen und plötzlich einsetzenden Regen überstilisierte Endkampf zwischen Russell und Lee. Ach ja: Jason Isaacs’ Schmierentheater als fieser Gensoldaten-Befehlshaber, der sich als Weichei entpuppt, sollte man auch erwähnen.

gelb! #8 [Sebastian Thiers]

Alles hat eine Ende, insbesondere Campus TV-Rubriken, welche von Studenten ins Leben gerufen wurden, die sich nach der Arbeitslosigkeit (lies: dem Studienende) sehnen. Auf Grund des nahenden magistri-Schicksals vor und hinter den Kulissen erreicht nun auch gelb! die unvermeidliche Zielgerade. Doch bevor wir den Löffel abgeben, gibt’s noch einmal ein besonderes Highlight. Für alle gelb!-Neulinge: In regelmäßigen Abständen haben wir (Norman von Nobono und meine Wenigkeit) seit Juni letzten Jahres Künstler aus Jena und Umgebung porträtiert. Dabei kam uns vom feingeistigen Bildhauer bis zur Metal-Band alles vor die Linse, was den Drehtermin nicht rechtzeitig absagen konnte.

Im Rahmen der achten und letzten Folge haben wir den Schauspieler Sebastian Thiers bei einer Probe besucht. Aufhänger ist das Open Air-Spektakel Die Nibelungen – Lockruf des Goldes, welches ab dem 7. Juli mehrmals auf dem Theatervorplatz in Jena zu sehen sein wird. Sebastian gibt darin den Siegfried und hat uns von seinen Werdegang und dem Alltag eines Schauspielers erzählt.

Mir bleibt nur noch, allen teilnehmenden Künstlern, dem Schnittmeister und Moderator Norman, sowie natürlich den Zuschauern zu danken! Viel Spaß mit der letzten Folge von gelb!

[blip.tv ?posts_id=3783142&dest=-1 width=”480″ height=”390″]

Warnung! Cash Cow im Anmarsch!

Drama! Chöre! Zeitlupen! Nicht zu übersehen ist, dass ein “Epos” mit einem Paukenschlag zum Ende kommt.  Das will uns zumindest die Marketingabteilung von Warner glauben machen. Ebenso wenig zu übersehen bzw. zu überlesen waren die diversen Mängel in J.K. Rowlings siebten und damit letzten Potter-Band “Harry Potter und die Heiligtümer des Todes”, gerade was die Pathos-Ecke betrifft. Ob Regisseur David Yates und Drehbuchalbtraumautor Steve Kloves nun dazu in der Lage sind, Plot und Spannung des Buches sinnvoll auf zwei Spielfilme zu verteilen, wird sich am 17. November 2010 und am 15. Juli 2011 zeigen. Dann laufen Harry Potter und die Heiligtümer des Todes Teil I und II in den deutschen Kinos an. Bisher haben die Filme der Reihe allerdings von Kürzungen profitiert. Nach dem enttäuschenden “Halbblutprinz” bleibt die Vorfreude gedämpft.

Den aktuellen Trailer gibt’s auch bei MovieMaze.

[youtube]http://www.youtube.com/watch?v=twMcs7EkV-0[/youtube]

Kontrapunkt: Geheimtipps aus 3 Dekaden

Während dem ein oder anderen Leser ein „Na, den kenne ich doch!“ über die Lippen kommen dürfte, wird das bei der Mehrzahl bei den hier vorgestellten Filmen sicherlich nicht der Fall sein. Sollte es aber!

Mein Freund Harvey (USA 1950)

Elwood P. Dowd hat einen riesigen unsichtbaren weißen Hasen namens Harvey zum Freund, der ihn auf Schritt und Tritt verfolgt und seine Schwester dazu veranlasst, ihn in eine Anstalt einweisen zu wollen. Heitere Missverständnisse sind die Folge und Zweifel (engl. „doubt“) an dem geistigen Zustand der Mitmenschen von Elwood sind angebracht, wenn seine besorgte Schwester, Ärzte oder Pförtner ihre Spleens bei turbulenten Verwicklungen offenbaren. Großartig: James Stewarts unnachahmlich verträumter Blick und seine galante Art – mal ganz abgesehen davon, dass er hervorragend spielt und mit seinem unsichtbaren Co-Star formidabel harmoniert. Ein vergnügliches Plädoyer für mehr Toleranz und das Recht der individuellen Persönlichkeitsentfaltung.

La Bête – Die Bestie (F 1975)

Eigentlich ist die bewegte deutsche Zensurgeschichte um Kürzung, Indizierung und schließlich doch erfolgter Freigabe interessanter als die des Films, in welcher eine amerikanische Frau den Sohn eines verarmten französischen Adelsgeschlechts mit mysteriöser Vergangenheit ehelichen soll. Interessanter die Allegorie auf den animalischen menschlichen Sexualtrieb, welche Regisseur und Autor Walerian Borowczyk mit zahlreichen Motiven und Symbolen (Gemälde, Schnecken, omnipräsente Libido) kontinuierlich durchhält und in die berüchtigte Traumszene, in welcher eine Adlige von einem lüsternen Biest verfolgt wird, münden lässt. Beeindruckend fotografiert und ekstatisch inszeniert kommt dabei nie der Eindruck einer lüsternen Männerfantasie, wohl aber der eines hintersinnigen erotischen Kunstwerks auf. Eine analytische, umfangreichere Besprechung des Films folgt demnächst bei MovieMaze.

Express in die Hölle (USA/Israel 1985)

Einen Actionthriller ohne laute Schießereien gibt es nur selten. Noch seltener, wenn darin Haupt- und Nebendarsteller für den Oscar nominiert werden und Akira Kurosawa die Vorlage fürs Drehbuch lieferte. So geschehen bei dem vom Publikum verkannten Meisterwerk „Runaway Train“, in welchem der rücksichtslose Manny (Jon Voight) und der leicht debile Buck (Eric Roberts) aus einem Hochsicherheitsgefängnis in Alaska ausbrechen und bei ihrer Flucht auf einen Zug geraten, dessen Lokführer einen tödlichen Herzanfall erleidet. Der Zug gerät außer Kontrolle, gewinnt zunehmend an Geschwindigkeit und wird zum wilden, tödlichen Tier. Eine Analogie, die in dieser packenden Studie um den unbändigen Überlebens- und Freiheitstrieb des Menschen noch öfter aufgegriffen werden soll. Insbesondere im von Regisseur Konchalovsky mit russischem Schwermut und Inbrunst inszenierten Finale, wenn sich der unerbittliche Manny und seine Nemesis, der despotische Gefängnisdirektor, im Angesicht des gemeinsamen Todes gegenüber stehen.