A Valentine to Film Noir

Schon etwas älter ist das folgende Video, aber nichtsdestotrotz sehenswert für Fans des Film Noir und des klassischen Hollywood-Kinos. Musikalisch stimmig begleitet wird die Hommage von Massive Attack (“Angel”).

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Bei Risiken und Nebenwirkungen…

… fragen sie bitte Gaspar Noé! Viel möchte ich nicht vorweg sagen, außer: Es folgt der französische Trailer für Enter the Void, der anscheinend noch keinen deutschen Starttermin hat. Geredet wird nicht, aber man darf wohl sagen, dass die folgenden Minuten ein “Erlebnis” sind. Der Vollbildmodus wird ausdrücklich empfohlen. Wenn der Film nur annähernd heranreicht an seine Promo…

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Kontrapunkt: Wir waren Helden

Entweder, man beweist sich im Krieg oder im alltäglichen Leben, indem man Mitmenschen hilft. Die Frage ist nur, ob es etwas bringt.

Spezialeinheit Werwolf (RU/UKR 2009)

In dieser mutmaßlich fürs russische TV produzierten Kriegsfiktion plant eine kleine Spezialeinheit im Zweiten Weltkrieg, Adolf Hitler im Führerhauptquartier „Werwolf“ in der Ukraine zu ermorden. Doch nicht nur wegen eines Verräters in den eigenen Reihen gleicht das Unterfangen einem Himmelfahrtskommando. Aufwendig choreografierte Actionsequenzen, ein Effektespektakel oder charismatische Hauptfiguren sucht man in dieser zuweilen dialoglastigen DVD-Premiere vergebens. Dafür überzeugt der Film weitgehend mit solider Handarbeit und einem ganz ordentlichen Spannungsbogen. Zumindest, bis das Finale mysteriöserweise mittendrin abgebrochen wird und eine trauernde Frau Blümchen niederlegt. Zumindest ich fühlte mich dann doch etwas irritiert, weswegen der Film in meiner persönlichen Wertung knapp unter den Durchschnitt absackt.

Agenten sterben einsam (GB/USA 1968)

Eine kleine Truppe britischer Soldaten unter Führung von Major Smith (Richard Burton) soll zusammen mit dem GI Lt. Schaffer (Clint Eastwood) einen vermeintlichen General aus den Klauen der Nazis befreien. Doch das Schloss Adler wird sehr gut bewacht und auch hier scheint nicht jeder auf der Seite zu sein, wo man ihn zunächst wähnt. Die beinahe minutiöse Inszenierung – das ist der Grund, weswegen der Film eine satte Länge von 2,5 Stunden aufweist – hätte man etwas straffen können, doch abgesehen davon garantiert der spannende, actionreiche und wendungsreiche Agententhriller mit am Ende inflationär gebrauchter Pyrotechnik solide Unterhaltung. Da sieht man auch gerne nach, dass die zahlreichen Rückprojektionsaufnahmen als häufig verwendeter Effekt mittlerweile stark in die Jahre gekommen sind.

Kick-Ass (USA/GB 2010)

Die Geschichte über einen Loser, der über Nacht buchstäblich zum Superhelden mutiert, ist seit „Spider-Man“ nicht neu. Die Überlegung, dass Menschen ohne echte Superkräfte den Kampf gegen Verbrechen antreten seit „Watchmen“ auch nicht. Und dennoch ist „Kick-Ass“ originell: so comicnerdig-notgeil wie Protagonist Dave Lizevski (Aaron Johnson) im Alltag war Peter Parker, so talentunfähig beim Kämpfen war Spider-Man dann doch nicht. Dazu gesellen sich hyperbrutale Kämpfe, die mit all ihrem Blut und ihrer Überzeichnung ihre Comicwurzeln nicht verbergen. Das Filmbild wird zum Panel, die Vergangenheit von Damon Macready (Nicolas Cage) erstarrt in einer Rückblende zum dreidimensionalen Comicstrip. Beide, Dave sowie Damon und dessen Tochter jagen unter den Namen „Kick-Ass“ bzw. „Big Daddy“ und „Hit Girl“ die Schergen des größten Mafiosi der Stadt (finster: Mark Strong), dem es jedoch durch einen fiesen Trick gelingt, sie in seine Gewalt zu bringen. Das klingt ziemlich ernst und ist es auch, lässt aber auch witzige Zwischentöne und zahlreiche Anspielungen auf das Verhältnis Film und Comic zu, wo die Referenz an „Sin City“ nur die offensichtlichste ist.

Die Legende von Beowulf (USA 2007)

Einen Film aus Robert Zemeckis’  Digitalschmiede im Anschluss an den visuellen Genuss des Billion Dollar Babies “Avatar” vorgesetzt zu bekommen, ist ein schwieriges Los. Liest man die vielen positiven Kritiken über Die Legende von Beowulf, fällt es aus heutiger Sicht schwer, die geäußerte Begeisterung für die fortschrittlichen Effekte nach zu empfinden. “Beowulf” ist nämlich mehr noch als viele andere Effekt-schwangere Werke ein historisches Erlebnis, ganz einfach weil der Film so schnell überholt wurde von der Zeit. Man könnte sagen, er sei schlecht gealtert, man könnte aber auch einwerfen, dass bereits zu seiner Veröffentlichung vor rund drei Jahren “Beowulf” ein technisch gescheitertes Werk gewesen ist. Im Gegensatz zum “Polarexpress” und der späteren “Weihnachtsgeschichte” von den selben Machern, ist Zemeckis’ “Beowulf” ein Film für Erwachsene, keinesfalls ein Abenteuer für Jung und Alt. Die Altersfreigabe (FSK 12) mag dem widersprechen, doch die erotisierte Stimmung im Film, deren Personifizierung – ja sinnbildliche Verkörperung – Angelina Jolies wohlgeformter Wasserdämon darstellt, wird durch eine für  den Animationsfilm überraschende Brutalität ergänzt. Psychoanalytisch ausgedrückt: Eros und Thanatos, Lebens- und Todestrieb, machen in diesem Falle jedes unschuldige Märchen zu Nichte.

All das ist natürlich von den Verantwortlichen gewollt. Durch die Schilderung des ausschweifenden Lebens der Krieger und ihrer unzähligen Frauen führt der Film uns ein in die Welt um 600 n. Chr., in welcher der betrunkene König (Anthony Hopkins) halbnackt zur Freude aller vor seinem Thron hin uns her wankt. Das laszive heidnische Leben wird natürlich in der selben Sequenz bestraft durch den brutalen Angriff des Monsters Grendel (Crispin Glover), welches von den lauten Feierlichkeiten in Rage versetzt wird. Grendel ist einerseits ein Sagenwesen, für welches das sich annähernde Christentum keinen Platz hat außer jenem im Grab, doch im selben Moment fungiert es als Racheengel für eine moralische Übertretung, für eine Versündigung. Denn einst hatte der König Grendel gezeugt mit einer Hexe (Jolie). Er war der Verführung der Frau (Eva und Schlange zugleich) verfallen. In seiner Not ruft der Schuldige nach einem Helden, der sein Volk befreit von dem Monster und siehe da! Beowulf (Ray Winstone – digital geliftet und leider kaum wiederzuerkennen) kommt mit seinen Mannen (u.a. Brendan Gleeson), um sich diesem zu stellen. Beowulf ist ein nordischer Krieger durch und durch, ein jüngeres Abbild des Königs. Zemeckis’ Film treibt diesen Aspekt weiter als die Vorlage, um eine im Mainstream-Kino obligatorische erzählerische Einheit zu schaffen. Zwar erlegt Beowulf Grendel, doch damit ist das Übel längst nicht ausgestanden.

In der mitleidigen Darstellung des deformierten Grendel findet sich eine nachvollziehbare Modernisierung des Stoffes, sind wir doch heutzutage nach ambivalenten Widersachern scheinbar süchtig. Die gleiche Vielschichtigkeit kommt auch dem Helden in der zweiten Hälfte des Films zu, so dass die Story etwas Vertiefung erlangt abseits des klassischen Held-erschlägt-Monster-Motivs, welches an dem Heiligen Georg denken lässt. Die Drehbuchautoren Neil Gaiman und Roger Avary betonen außerdem mit Hilfe erzählerischer Freizügigkeiten die christliche Moral des Films. Nicht von ungefähr steht der verführerischen Hexe (lies: Hure), deren Höhle vor Sexualmetaphern nur so strotzt, die unter ihren wollüstigen Männern leidende Königin (Robin Wright Penn) gegenüber, welche gegen Ende des Films, von einem Geistlichen begleitet, zum Symbol christlicher Tugend, zur symbolischen Mutter ohne Kind wird. Im Aussehen Grendels zeigt sich, wo der Samen des Mannes hingehört hätte.

“Beowulf” ist dank des Drehbuchs nicht nur auf Schauwerte aus, wenn auch die Technik mit jeder Speerspitze, jeder Träne auf den Wangen der animierten Figuren in den Vordergrund gerückt wird. Doch all das nützt nichts, denn die “Legende” kommt nie über den Widerspruch zwischen jenen technischen Kinderschuhen, in denen sie steckt und ihrer, wenn auch mit Action geladenen, vor allem ernsten Thematik hinweg. Abseits der Großaufnahmen herrscht in dem Film das Gewusel lebloser Augen, unglaubwürdiger Oberflächen (Diese schreckliche aufgemalte Haut!) und unnatürlich langsam gleitender Bewegungen. Als hätte Zemeckis 1907 ein Musical gedreht, ist sein Film ein dramaturgisch-technisches  Himmelfahrtskommando. Animierte Drachen, Stop-Motion-Drachen, gezeichnete Drachen bergen in sich allenfalls ein Problem des Bedrohungspotenzials für den Zuschauer. Menschen aber, die müssen durch Menschen als Menschen akzeptiert werden. Kein Wunder eigentlich, das Jolies Wasserdämon in Frauengestalt hier noch das glaubwürdigste Geschöpf auf zwei Beinen ist.

A Serious Man (USA/GB/F 2009)

Die großen einfühlsamen Dramen werden die Coen-Brüder wohl nie drehen. Dafür sind sie nicht gemacht, ist der Blick auf ihre Mikrokosmen zu distanziert, zu stark an der emotionalen Oberfläche interessiert. So erscheint es nur logisch, dass ein recht persönliches Werk wie A Serious Man mit einer gewissen hermetischen Perfektion einher geht.  Die Perfektion ihres Stils haben die Brüder in formaler wie inhaltlicher Hinsicht vor Jahren schon erreicht. Nun gilt es, ihre Herangehensweise entweder von vornherein zu hassen oder deren qualitative Abstufungen mehr oder weniger wohlwollend zu beobachten. Die große Weiterentwicklung, welche man nach “No Country for Old Men” durchaus hätte erwarten können, ist ausgeblieben. “A Serious Man” überrascht nur insofern, als die Brüder hier auf ihr Stammpersonal vor der Kamera verzichten, um sich dem jüdischen Leben im Minnesota der späten 60er anzunähern. Dass Joel und Ethan Coen in Minnesota aufgewachsen sind, kann man sich bei der Spezifik des Themas schon denken. Ansonsten ist alles beim Alten im Coen-Universum. Die Figuren finden sich in abwegigen, aber punktgenau geschnittenen Situationen wieder, die sie zuerst überfordern, sich dann Stück für Stück zu einer Art Trademark-Coen-Dramaturgie aufstapeln, bis am Ende alle Elemente in der schwarzhumorigen Pointe kulminieren.

Für Larry (Michael Stuhlbarg) sieht das in diesem Falle besonders grausam aus. Die Coens bzw. ihr Stellvertreter (Gott) lässt allerlei Unheil über ihn kommen, um seinen Glauben zu prüfen. Larry ist sicher kein Heiliger, aber als er von der Ehefrau für einen anderen (Sy Ableman!) verlassen wird, sein Job, sein ganzes Leben Gefahr läuft, den Bach runter zu gehen, muss er sich wie dereinst Hiob fragen, warum der Herr ihm das alles antut. Larry ist ein religiöser Jude, ein kleines Licht im Vorstadtdschungel, der einem nicht einmal typisch jüdischen Problem ausgesetzt wird. Es ist die Infragestellung des Glaubens in Folge der scheinbaren Grausamkeit oder Abwesenheit Gottes. Die Lösung heißt natürlich, Rat zu suchen bei den Autoritäten, beim Rabbi. Dass dies zum Spießrutenlauf wird für den Verzweifelten liegt zu einem guten Teil an ihm selbst, schließlich erwartet er eine klare Antwort auf eine Frage, die zu stellen, vergeblich ist. Gottes Wege, das wird auch ihm erklärt, bleiben unergründlich. Zum anderen sparen die Coens nicht mit selbst-ironischem (jüdischen) Witz, wenn es um die Eigentümlichkeiten jüdischer Institutionen und Rituale geht. Wenn Larry mit einem Junior-Rabbi konfrontiert oder von der Sekräterin des uralten Rabbi Marshak davon geschickt wird, weht leise Kritik durch die Parabel. Die Diskrepanz zwischen der Jugendkultur Ende der Sechziger und den jahrhundertealten Strukturen des organisierten Glaubens findet ihren Fixpunkt in Larrys Sohn, der lieber kifft als hebräisch zu lernen, was zu einer etwas anderen Bar Mizwa-Erfahrung führt.

Natürlich bietet sich eine dermaßen auf Orthopraxie bedachte Religion, wie das Judentum eine ist, den in die Überzeichnung verliebten Autoreninstinkten der Coens an. Man darf jedoch gleichfalls annehmen, dass die Schöpfer hier ihre ganz persönliche Auseinandersetzung mit der eigenen Jugend auf die Leinwand gebannt haben. Einerseits ist “A Serious Man” eine Parabel über einen kleinen Mann, der die Wirren, die in sein Leben einfallen, weder versteht, noch ihnen zu begegnen weiß, andererseits ein Autorenfilm im reinsten Sinne mit den damit einhergehenden Problemen für den Zuschauer. Der Nachfolger von “Burn After Reading” hat zweifellos mehr food for thought, weniger Groteskerie für die Lachmuskeln zu bieten. Dafür ist “A Serious Man” ein auf der Handlungsebene weniger in sich abgeschlossenes Werk, das mehr noch als die letzten Filme der Brüder nach Interpretation und damit dem Wohlwollen der Zuschauer/Fans ruft. Wer sich dem nicht öffnet, wird womöglich nicht schlecht unterhalten, sich aber schlussendlich vor den Kopf gestoßen fühlen.